Skip to main content
Sebastian Schröder

Fremdsein und Fremdenfeindlichkeit

Marburg: Tectum Verlag 2003; 109 S.; 25,90 €; ISBN 3-8288-8478-4
Schröder unternimmt den Versuch zu zeigen, warum im Hinblick auf die neuen Bundesländer von einer spezifischen „Fremdenfeindlichkeit“ zu sprechen ist. Zur Erklärung des Begriffs entwickelt er ein eigenes theoretisches Modell, das er aus verschiedenen bestehenden Theorien und Definitionen herleitet. Der Autor sieht in dem „Fremden“ den Menschen, der in eine etablierte Welt („Raumzeit“ [9]) eindringt und dort unter den „Etablierten“ für Irritation sorgt. Der „Fremde“, der jederzeit und überall sein kann, vermittle Gefühle der Angst, die schließlich in „Fremdenfeindlichkeit“ umschlügen. Die Art und Weise der Reaktionen und des Ausschließens der „Etablierten“ sei, so Schröder, situations- und kontextabhängig. Am Beispiel „Ostdeutschlands“ versucht Schröder zu zeigen, warum gerade hier, obwohl es ein Miteinander von „Fremden“ und „Etablierten“ in der Vergangenheit und der Gegenwart kaum gegeben hat, ein besonders hoher Grad an „Fremdenfeindlichkeit“ vorhanden sei. Schröder spricht von einer „mentalen Kontinuität“ (7), die aus der Geschichte der DDR erwachsen sei und die zu fremdenfeindlichen Handlungsschemata geführt habe. Die Gründe dafür scheinen ihm eine „kollektive Mentalität“ und „konservierte Denkstrukturen“ zu sein, in der das Nationale überhöht und die „Homogenität der Gemeinschaft“ (92 f.) betont würden. Schröders Versuch, einen „signifikanten Unterschied“ (66) zwischen einer „Fremdenfeindlichkeit“ in „Ostdeutschland“ und der in den alten Bundesländern zu skizzieren und schließlich zu begründen, ist simplifizierend und kaum nachvollziehbar. Der Autor erzählt die Geschichte der Migranten in der DDR nur bruchstückhaft nach und leitet eine angeblich spezifische „Fremdenfeindlichkeit“ in „Ostdeutschland“ unzureichend empirisch her. Zudem liegt der Studie eine theoretische Annahme zugrunde, die „Fremdsein“ ausschließlich als etwas „Bedrohliches“ versteht, die Ablehnung gegen „Ausländer“ als natürlich erscheinen lässt und jeglichen Zusammenhang mit gesellschaftlichen Kontexten ausblendet.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.35 | 2.37 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Sebastian Schröder: Fremdsein und Fremdenfeindlichkeit Marburg: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22959-fremdsein-und-fremdenfeindlichkeit_26225, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 26225 Rezension drucken