Die Zukunft des Friedens. Band 2: Die Friedens- und Konfliktforschung aus der Perspektive der jüngeren Generation
Wie steht es um die deutsche Friedensforschung? Ein Blick auf die Konjunktur politischer Themen scheint die Frage ebenso klar zu beantworten wie die Förderpraxis der deutschen Wissenschaftseinrichtungen. Mit der Stiftung Friedensforschung steht sogar ein exklusiver Finanzierungsweg offen. Dass die Herausgeber dennoch eine „unklare Zukunft der Friedens- und Konfliktforschung“ (10) konstatieren, kann deshalb nicht mit dem Verweis auf mangelnde öffentliche Zuwendung und politischen Gegenwind begründet werden. Vielmehr befindet sich die Analyse der Bedingungen von Frieden und Krieg in einem Generationenwechsel. Die „jüngere Generation“ ist dabei weniger als ihre Lehrer durch die Erfahrungen von Weltkrieg und Ost-West-Konflikt als durch die Wiederkehr der Gewalt und unübersichtlichere Konfliktstrukturen geprägt. Der Wandel des internationalen Systems hat dabei nicht nur die Fragestellungen verändert, auch die Antworten liegen zuweilen quer zu traditionellen Frontstellungen. Der Band, der an eine erste Bestandsaufnahme aus dem Jahr 2002 anknüpft (siehe ZPol 3/03: 1.794 f.), bietet insofern einen repräsentativen Überblick über die zentralen Arbeitsfelder jüngerer Forscher. Diese werden offenbar nicht mehr in erster Linie durch geteilte politische Grundsätze als durch den gemeinsamen Gegenstand verbunden. Friedensforschung entspricht damit stärker als je dem Typus einer „normalen Wissenschaft“, in der die Logik der Durchsetzbarkeit von Projektanträgen die immer kleinteiliger werdenden Forschungsdesigns bestimmt. Das mag erklären, warum für die Friedensforschung ausgerechnet im Augenblick ihrer offenkundigen Konsolidierung der Bedarf diagnostiziert wird, sich stärker den Grundfragen zu widmen, „um ihr Selbstverständnis als Forschungsrichtung weiter zu entwickeln“ (9).