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Christoph Reuter / Susanne Fischer

Café Bagdad. Der ungeheure Alltag im neuen Irak

München: C. Bertelsmann 2004; 320 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-570-00793-6
Der Staat implodiert, Demokratie ist nur ein inhaltsleeres Wort, der Alltag ist von Gewalt geprägt - die Journalisten Reuter und Fischer berichten aus eigener Anschauung über die Folgen, die der Einmarsch der US-amerikanischen Soldaten in den Irak und der Sturz Saddam Husseins für das Land und die Menschen haben. Naiverweise hätten die USA angenommen, dass Saddams Macht in sich zusammenbreche, der Staat selbst aber reibungslos weiterfunktioniere. Nun aber seien sie eine Besatzungsmacht ohne Konzept und ausreichendes Personal, die in eine Spirale der Gewalt verstrickt sei. Die Autoren beschreiben das Wiederaufleben der zuvor durch die Diktatur unterdrückten religiösen Konflikte und Machtansprüche, das Vorgehen der Schiiten und die Hoffnungen der Kurden. Kaum zu erklären ist dagegen die Zerstörungswut unzähliger „Milizen, Splittergruppen, Terrorzellen mit unterschiedlichen, bisweilen auch gar keinen Zielen“ (203), die sich nur in ihrem Kampf gegen die Besatzer einig seien. Sie zerstörten die Infrastruktur ihres eigenen, aufgrund der Erdölvorkommen eigentlich reichen Landes. Für jeden Mangel allerdings würde in der öffentlichen irakischen Meinung den Amerikanern die Schuld gegeben, egal, wer der eigentliche Verursacher sei. Bekämpft werde so der Wiederaufbau des Iraks, in dem zumal an keinerlei demokratische Traditionen angeknüpft werden könne.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.63 | 4.41 | 4.22 | 2.25 | 2.22 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Christoph Reuter / Susanne Fischer: Café Bagdad. München: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/22577-caf-bagdad_25759, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 25759 Rezension drucken