under construction? Konstruktivistische Perspektiven in feministischer Theorie und Forschungspraxis
Feministische konstruktivistische Ansätze haben nicht nur die Geschlechterforschung im engeren Sinne, sondern auch die Debatte in verschiedenen Einzeldisziplinen stark beeinflusst. Damit ist eine Ausdifferenzierung und eine Beschränkung der Diskussion auf die jeweilige Fachrichtung verbunden. Demgegenüber fehlen Versuche einer Disziplinen übergreifenden Präsentation und Diskussion konstruktivistischer Positionen. Diese Lücke soll mit dem Sammelband geschlossen werden. Trotz aller Unterschiedlichkeit in der jeweiligen theoretischen Ausrichtung und der Terminologie lassen sich, so die Herausgeberinnen, drei zentrale Merkmale konstruktivistischer Positionen identifizieren: Kritik an Essentialismen, Radikalisierung der Subjektkritik und Reformulierung des Politischen. Im ersten Teil werden solche übergreifenden Konzepte der aktuellen feministischen konstruktivistischen Debatte präsentiert. Anschließend werden neuere Ansätze zu drei zentralen Themenbereichen der Debatte vorgestellt und diskutiert. Hierbei kommen Autorinnen und Autoren ganz unterschiedlicher Disziplinen zu Wort. Betrachtet werden folgende Themenfelder: Politik und Ökonomie, Visualisierung, Repräsentationen und Ästhetiken sowie das für die gesamte feministische Theoriebildung zentrale Themenfeld Körper, Sexualität und Identität. Der Band dokumentiert den gleichnamigen internationalen Workshop, der im Januar 2003 in Kassel stattfand. Der umfangreiche Anhang enthält eine kommentierte Auswahlbibliografie zentraler Titel.
Aus dem Inhalt:
I. Feministische Konstruktivismen - Positionen
Andrea Maihofer:
Geschlecht als soziale Konstruktion - eine Zwischenbetrachtung (33-43)
Judith Butler:
Gender-Regulierungen (44-57)
Angelika Wetterer:
Widersprüche zwischen Diskurs und Praxis. Gegenstandsbezug und Erkenntnispotenziale einer sozialkonstruktivistischen Perspektive (58-67)
Astrid Deuber-Mankowski:
Konstruktivistische Ursprungsphantasien. Die doppelte Lektion der Repräsentation (68-79)
Mona Singer:
The truth is not out there. Konstruktivismus, Realismus und Technowissenschaften (80-90)
Annette Barkhaus / Anne Fleig:
Lebendigkeit als kritischer Begriff. Einspruch gegen die ‚bloße' Rede von Materialität (91-102)
Tanja Paulitz:
Engendering in Engineering. Zur Historisierung von Konstruktion als technische und vergeschlechtlichte Metapher (103-113)
II. Körper, Sexualität/en, Identität/en
Werner van Treeck:
Gefühlskonstruktionen und Geschlechterverhältnisse (117-126)
Dorothea Dornhof:
Geschlecht als wissenschaftliche Tatsache. Intersexualität zwischen Reifizierung und Destabilisierung von Zweigeschlechtlichkeit (127-137)
Volker Woltersdorff alias Lore Logorrhöe:
Zwischen Unterwerfung und Befreiung. Konstruktion schwuler Identitäten im Coming out (138-149)
Katharina Liebsch:
Klare Verhältnisse. Konstruktion von Geschlechterdifferenz als politische Strategie (150-161)
III. Politiken und Ökonomien
Katharina Pühl / Birgit Sauer:
Geschlechterverhältnisse im Neoliberalismus. Konstruktion, Transformation und feministisch-politische Perspektiven (165-179)
Gülay Çaglar:
Zum Begriff der Konstruktion in der feministischen Ökonomiekritik (180-191)
IV. Visualisierungen, Repräsentationen, Ästhetiken
Encarnación Gutiérrez Rodríguez:
Transversales Übersetzen als dekonstruktive Verstehenspraxis (195-207)
Johanna Schaffer:
Sichtbarkeit = politische Macht? Über die visuelle Verknappung von Handlungsfähigkeit (208-222)
Katharina Pewny:
„What's Left of Theatre?" Zur Politik theater- und performancetheoretischer Konstruktionen (223-235)
Urte Helduser:
Zum Engendering ästhetischer Theorien (236-247)