Multitude. Krieg und Demokratie im Empire. Aus dem Englischen von Thomas Atzert und Andreas Wirthensohn
Der Band knüpft an Überlegungen aus der Publikation „Empire" der beiden Autoren an (siehe ZPol 4/03: 2.343), nach denen die Weltordnung nicht mehr im klassischen Sinn imperialistisch genannt werden kann, weil neben die Nationalstaaten gleichrangige Netzwerkknoten wie supranationale Organisationen, Konzerne etc. treten. In diesem Buch wird nun gewissermaßen die Kehrseite der Medaille analysiert, nämlich die gesellschaftlichen Vernetzungsprozesse, die die (ordnungs‑)politischen zum Teil konterkarieren: „ein offenes und breit angelegtes Netzwerk, das es zulässt, jegliche Differenz frei und gleich auszudrücken, ein Netzwerk, das die Mittel der Bewegung bereitstellt, um gemeinsam arbeiten und leben zu können" (9). So ist die „Multitude" der Souveränität, also der Vorstellung von einheitlicher Handlungsrichtung, entgegengesetzt, gleichzeitig bedingen sie sich gegenseitig: „[D]ie globale Gesellschaft funktioniert nur als gemeinsame, als komplexes, integrales Ganzes" (369). Dadurch wird gerade die Unabhängigkeit von der Macht möglich, die die Souveränität vom Politischen und das Politische vom Souverän trennt: „Das Projekt der Demokratie muss deshalb heute als Voraussetzung für die Einführung von Demokratie alle bestehenden Souveränitätsformen in Frage stellen" (389). Auch wenn die daraus zu ziehenden praktischen Konsequenzen vage bleiben, sind diese theoretisch‑philosophischen Überlegungen durchaus geeignet, in gleicher Weise wie „Empire" den (politikwissenschaftlichen) Diskurs zu beeinflussen.