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Florian J. Anton

Staatlichkeit und Demokratisierung in Lettland. Entwicklung – Stand – Perspektiven

Würzburg: Ergon Verlag 2009 (Spektrum Politikwissenschaft 41); 491 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-89913-702-6
Politikwiss. Diss.; Gutachter: T. Stammen. – Um den Transitions- und Konsolidierungsprozess Lettlands nach 1991 angemessen beurteilen zu können, so die These des Autors, müsse die Geschichte des Landes und deren Wahrnehmung durch die lettische Gesellschaft als ein „Besatzungstrauma“ (27) in die Analyse einbezogen werden. Die drei nacheinander erfolgten Okkupationen zwischen 1940 und 1991 hätten die lettische Gesellschaft tief geprägt und den Demokratisierungsprozess entscheidend beeinflusst. Die Jahrzehnte der sowjetischen Herrschaft hätten eine „‚Sehnsucht’ nach einer international abgesicherten Staatlichkeit erzeugt“ (28), die mit dem EU- und NATO-Beitritt von 2004 erfüllt worden sei. Das lege den Verdacht nahe, dass während des Transitionsprozesses weniger die Demokratisierung, sondern vielmehr die Wiederherstellung der Eigenstaatlichkeit Priorität genossen habe und sich die lettische Demokratie nur so weit entwickelt hätte, „wie es für die Erreichung internationaler Einbettung notwendig war“ (28). Vor diesem Hintergrund legt der Autor eine breit angelegte, historisch unterfütterte Studie darüber vor, wie weit die demokratische Konsolidierung Lettlands fortgeschritten ist. Um mögliche demokratische Defizite und Defekte sowie deren Ursachen detailliert aufzuzeigen, nutzt er als Bewertungsmaßstab das Modell der „eingebetteten Demokratie“ (33), das zwischen fünf einzeln zu operationalisierenden Teilsystemen und unterstützenden Rahmenbedingungen differenziert. Dieser hauptsächlich an westlichen Demokratien orientierte anspruchsvolle Maßstab an das postsowjetische Lettland müsse allein deshalb angelegt werden, „da die politische wie gesellschaftliche Entwicklung zwischen 1991 und dem Beitritt zur EU und NATO immer wieder explizit eine ‚Rückkehr nach Europa’ genannt wurde“ (33), schreibt Anton und kommt zu differenzierten und ambivalenten Befunden. Trotz aller Fortschritte in den vergangenen Jahren zeigten sich in allen Teilregimen erhebliche Schwachpunkte. Vor allem aber sein von einer inneren Rückkehr des Landes nach Europa bislang wenig zu spüren.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.62 | 2.2 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Florian J. Anton: Staatlichkeit und Demokratisierung in Lettland. Würzburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21902-staatlichkeit-und-demokratisierung-in-lettland_37085, veröffentlicht am 08.12.2009. Buch-Nr.: 37085 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken