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Michael Berger

Karl Marx

München: Wilhelm Fink Verlag 2008 (Uni-Taschenbücher: Profile 3010 [ISBN: 978-3-8252-3010-4]); 99 S.; kart., 9,90 €; ISBN 978-3-7705-4604-6
Berger zählt Marx „zu den drei großen Gelehrten des 19. Jahrhunderts, die die Grenzen des Individuums aufdeckten“ – Darwin untersuchte die Abhängigkeit des Menschen von der Evolution, „Freud zeigte die Herrschaft des Unbewussten über die vorgeblich freien Entscheidungen der Person, und Marx erwies die Macht der Gesellschaft und ihrer Geschichte, die den Handlungsspielraum jedes Einzelnen unerbittlich beschränkt“ (8). Mit diesem Einstieg ist bereits die Struktur dieses trotz seines übersichtlichen Umfangs sehr ergiebigen Buches angelegt: Berger stellt Marx als gebunden an seine theoretischen Vorläufer und in seinem historischen Kontext vor. Diese Herangehensweise mag als Selbstverständlichkeit erscheinen, geht aber – so der Hinweis des Autors – auf die grundlegende Idee von Marx zurück, der den Menschen durch die Gesellschaft bedingt sah. Und obwohl die Probleme der heutigen Weltwirtschaft und Weltpolitik „noch weit weg von Marx“ (73) sind, lohnt sich nach Bergers Ansicht weiterhin eine Beschäftigung mit seinem Werk. Richtig seien nach wie vor eine Reihe seiner ökonomischen Feststellungen, die Unterscheidung von Arbeit und Arbeitskraft sowie der Begriff der Ausbeutung, außerdem die Feststellung, „dass die Kapitalrendite schneller wächst als die Lohneinkommen“ (74). Richtig blieben auch die historische Religionskritik, die Beschreibung bürgerlicher Denkformen sowie „die Charakterisierung der Politik als ständiger Kampf“ (75) um Bürgerrechte, Rechtsstaatlichkeit, soziale Sicherheit und Friede. Das Buch ist in sieben Kapitel gegliedert, in denen sich thematisch geordnet theoretische Einblicke in das Werk, die historischen Bezüge und Biografisches mit kurzen Zitaten aus den Schriften abwechseln. Berger schreibt kenntnisreich und kurzweilig, vermittelt wird ein lebendiger Eindruck vom Leben und Wirken des Philosophen, der, wie Berger betont, nie eine Klassen-, Staats- oder Revolutionstheorie verfasste, „sie kann auch nicht nachträglich ‚rekonstruiert’ werden“ (56). Das Buch ist als Einführung sehr zu empfehlen (siehe auch die Einführung in „Das Kapital“, ZPol-Nr. 22891).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michael Berger: Karl Marx München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21873-karl-marx_34505, veröffentlicht am 11.09.2008. Buch-Nr.: 34505 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken