Die Politische Ökonomie der Verteidigungs- und Bündnispolitik

Die Politische Ökonomie der Verteidigungs- und Bündnispolitik
Wirtschaftswiss. Diss. Mannheim; Gutachter: R. Vaubel. – Klingen unternimmt den Versuch, „die Potenziale einer politisch-ökonomischen Betrachtung der Verteidigungspolitik aufzuzeigen und einen Beitrag zur Erschließung dieses Forschungsfeldes zu leisten“ (131). Mithilfe der Public Choice-Theorie verwendet der Autor quantitative Methoden, um das Zusammenspiel der Interessen von Wählern, Politikern, Bürokraten und Rüstungslobbyisten zu analysieren. Im ersten Teil des Buches steht die nationale Verteidigungspolitik im Vordergrund, im zweiten Teil widmet er sich der internationalen Dimension: verteidigungspolitischen Bündnissen sowie der verteidigungspolitischen Integration innerhalb der EU. Für die nationale wie auch die internationale Ebene kommt der Autor zu dem Schluss, „dass das strategische Kräfteverhältnis zwischen den verschiedenen politischen Akteuren stärker als in anderen Politikfeldern zu Ungunsten des Wählers ausfällt“ (136). Dies lässt sich vor allem durch die umfangreichen Spielräume erklären, die sich für Politiker (aufgrund der komplexen Materie und der damit verbundenen geringen Transparenz und demokratischen Kontrolle) wie auch für die Rüstungsindustrie (aufgrund der relativ wenigen beteiligten Akteure) ergeben. Das Buch erfüllt das Ziel, die Potenziale einer politökonomischen Betrachtung des Forschungsgegenstandes aufzuzeigen und bietet einen guten Einstieg in das Zusammenspiel von Interessen und Institutionen. Aus politikwissenschaftlicher Sicht bleibt die Konzentration auf die Durchschnittsinteressen von Wählern, Politikern etc. allerdings unbefriedigend und sollte durch Analysen der internen Kämpfe und Auseinandersetzungen innerhalb dieser Gruppen sowie allgemeiner mit der Frage nach der Konstitution von Interessen ergänzt werden. Zudem bleibt unberücksichtigt, dass imperialismustheoretische Analysen durchaus bereits Teile dieses Politikfeldes aus politökonomischer Sicht erschlossen haben, das Feld also nicht ganz so unberührt ist wie dies der Autor postuliert. Freilich liegt diesen ein anderes Verständnis von politischer Ökonomie zugrunde – eine Zusammenführung der Forschungsfelder und darauf aufbauend ihre Weiterentwicklung sollte jedoch die nächste Aufgabe für die politikwissenschaftliche Forschung sein.