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John Dewey

Liberalismus und gesellschaftliches Handeln. Gesammelte Aufsätze 1888 bis 1937. Hrsg. und übersetzt von Achim und Nora Eschbach

Tübingen: Mohr Siebeck 2010; XI, 262 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-16-150529-4
Den Herausgebern gelingt es, durch ausgewählte Aufsätze von John Dewey ein differenziertes Liberalismuskonzept zu präsentieren. Anhand der zusammengetragenen Schriften lassen sich im Besonderen biografische Aspekte (Dewey durchlebte das gesellschaftliche Elend des Ersten und Zweiten Weltkriegs) reflektieren, die seinen Appell für einen sozialen „dritten“ Weg – fernab von den Extrempositionen der Nationalsozialisten und der Sowjetunion – bekräftigen. Das Ergebnis: Dewey zeigt uns eine Gesellschaftstheorie auf, in der die Ideale der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit Teil einer pragmatisch fundierten Forschung sind und in der der gesellschaftlichen Erziehung im Sinne westlicher Demokratieprinzipien eine besondere Bedeutung zukommt. Demokratie ist ihm zufolge, „eine soziale, das heißt eine ethische Konzeption und auf ihrer ethischen Bedeutung beruht ihre Bedeutung als Regierungsform“ (19). Der Staat setzt sich zusammen aus moralisch-handelnden, freien Individuen, die gemeinsam die Idee einer humanistischen Weltordnung verfechten. Das ethische Ideal der Humanität – als Synonym für Demokratie – schwingt in jeder Zeile im Hintergrund mit. Den Idealismus würdigt Dewey hinsichtlich des Gedankens, dass eine Gesellschaftsform gleichzeitig eine Lebensform hervorbringt; diese wird sich im Alltag nur bewähren können, wenn sie sich an Idealen orientiert. Neben ethischen und demokratischen Fragen setzt Dewey sich explizit mit den Ideen einer liberalistischen Ordnung auseinander. Der Liberalismus sei „dem Ziel verpflichtet, das zugleich dauerhaft und flexibel ist: die Befreiung der Individuen, so dass die Verwirklichung ihrer Fähigkeiten zum Gesetz ihres Lebens wird“ (183). Ein solcher gesellschaftlicher Wandel bedürfe auch eines Wandels der Erziehung neuer Generationen. Dewey wendet sich von Positionen ab, die in der Vergangenheit schwelgen oder sich in Zukunftsvisionen flüchten; Erziehung bedeutet die Anleitung zu einer bewussten Wahrnehmung unserer Welt. Mit dieser Sammlung von Aufsätzen Deweys ist den Herausgebern ein Werk von interdisziplinärer wissenschaftlicher Bedeutung gelungen; politische, philosophische, pädagogische, soziologische wie auch wirtschaftliche Fragen münden in ein Liberalismuskonzept, das seinen Kern im ethischen Handeln einer Gesellschaft zu verorten weiß.
Lisa Koppusch (LK)
Studentin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.43 | 5.42 | 5.46 Empfohlene Zitierweise: Lisa Koppusch, Rezension zu: John Dewey: Liberalismus und gesellschaftliches Handeln. Tübingen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21735-liberalismus-und-gesellschaftliches-handeln_39827, veröffentlicht am 06.12.2012. Buch-Nr.: 39827 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken