Skip to main content
Edmund Ratka / Olga A. Spaiser (Hrsg.)

Understanding European Neighbourhood Policies. Concepts, Actors, Perceptions

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Münchner Beiträge zur europäischen Einigung 22); 373 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7203-5
Die sich derzeit in Folge von Krisen und Revolutionen verändernde Weltordnung führt für die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten zu einer neuen Unsicherheit und Unübersichtlichkeit. Innerhalb dieser Weltordnung gilt es sich auch im Hinblick auf die Nachbarn neu zu positionieren. Der Sammelband bietet hierzu einen aktuellen konzeptionell‑grundlegenden Einblick wie auch viele praktische Beispiele. So beklagt Werner Weidenfeld einleitend einen strategischen Mangel hinsichtlich der Ausrichtung der europäischen Außenpolitik, die dadurch zu reaktiv und kurzsichtig angelegt sei. Um dieses Defizit zu überwinden, sei ein Europa der verschiedenen Geschwindigkeiten erforderlich, sodass eine differenzierte Integration stattfinden könne, bei der sich Staaten mit gemeinsamen außenpolitischen Interessen zusammentun. Solch eine Kooperation sollte jedoch immer offen sein für weitere Mitglieder, um ein Europa der zwei Klassen zu verhindern. Der Rest des Werkes ist in vier Teile gliedert: Im ersten Teil wird die europäische Außen‑ und Nachbarschaftspolitik auf einer konzeptionellen und theoretischen Ebene diskutiert. Der zweite und dritte Teil beleuchtet dann die Nachbarschaftspolitik der EU gegenüber den südlichen und östlichen Staaten. Diese wird in einem weiten Sinne verstanden. So analysiert etwa Jan Busse Kontinuität und Wandel der deutschen Außenpolitik im Mittleren Osten. Er konstatiert eine weitgehende Beständigkeit der Haltungen der deutschen Regierungen gegenüber dem israelisch‑palästinischen Konflikt im Zeitraum zwischen 1998 und 2011, in dem die historische Verantwortung gegenüber Israel betont und eine Zwei‑Staaten‑Lösung favorisiert wurde. Gleichwohl stellt Busse in letzter Zeit gewisse Veränderungen fest, die er auf die Eigeninteressen der Regierungen und die öffentliche Meinung in Deutschland zurückführt, wodurch die Bedeutung der historischen Verantwortung gegenüber Israel nachlässt. In mehreren Beiträgen wird deutlich, dass nur wenige Staaten die Außenpolitik der EU bestimmen: zumeist Deutschland, Frankreich und Großbritannien. Der letzte Teil komplementiert diesen auch wegen seiner Aktualität sehr gelungenen Band durch eine Beschäftigung mit dem Aspekt der Demokratieförderung mithilfe der Nachbarschaftspolitik. Florent Parmentier zeigt beispielsweise, dass es zu Interessenkonflikten zwischen den östlichen europäischen Staaten und den Staaten des Arabischen Frühlings aufgrund veränderter Ressourcenverteilung kommen kann.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 3.6 | 4.21 | 2.61 | 2.63 | 2.62 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Edmund Ratka / Olga A. Spaiser (Hrsg.): Understanding European Neighbourhood Policies. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21682-understanding-european-neighbourhood-policies_42937, veröffentlicht am 24.01.2013. Buch-Nr.: 42937 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken