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Joke Wiercx

The Democratic Legitimacy of European Social Movement Organisations. All for One and One for All?

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (European Civil Society 9); 234 S.; 34,- €; ISBN 978-3-8329-5998-2
Diss. Vrije Universiteit Brussel; Begutachtung: K. Deschouwer, P. Bursens, T. Jans. – Die im Vergleich zum Nationalstaat heterogenere Struktur von politischen Akteuren, Arenen und Entscheidungsebenen sowie der in vielerlei Hinsicht informellere und/oder elitär geprägte Politikprozess der Europäischen Union stellt soziale Bewegungen vor zahlreiche neue Herausforderungen. Während sich diese ursprünglich als (tendenziell) basisdemokratische Bewegungen verstanden und einen eher unorthodoxen Politikstil verfolgten, der vor allem außerhalb der eigentlichen politischen Entscheidungsinstitutionen angesiedelt war, stehen die gängigen Zugangs- und Einflussmuster europäischer Politik in einem sichtbaren Spannungsverhältnis zu eben diesen Repräsentations- und Politikmustern. Vor diesem Hintergrund stellt sich die empirische Frage, welche Strategien (europäische) soziale Bewegungen verfolgen, um ihre legitimatorischen beziehungsweise demokratischen Grundsätze aufrechtzuerhalten, ohne dabei den Anspruch auf Beeinflussung des politischen Prozesses aufzugeben. Diese Frage analysiert die Autorin an den Beispielen der europäischen Gewerkschaftsbewegung sowie der europäischen Umweltbewegung. Durch die Verknüpfung von europäischer Integrationstheorie, Organisationstheorie sowie Forschungsansätzen zu sozialen Bewegungen arbeitet Wiercx dabei zugleich die Bedeutung dieser Frage für die Debatten um die europäische Zivilgesellschaft und das Demokratiedefizit der EU heraus. Im Ergebnis zeigt sich, dass europäische soziale Bewegungen nur dann effektiv und erfolgreich sein können (und waren), wenn sie auf eine weniger hierarchisch organisierte Struktur als nationale Bewegungen bauen und sich im Gegensatz dazu stärker als Koordinatoren zwischen Mitgliederinteressen einerseits und dem europäischen Politikprozess andererseits verstehen. Gerade aus diesem Grunde aber können soziale Bewegungen – entgegen gängiger Hoffnungen – kaum als alleiniges Wundermittel gegen das europäische Demokratiedefizit und für die Errichtung einer lebendigen europäischen Zivilgesellschaft dienen. Zur Erreichung dieser Ziele ist der Einbezug einer größeren Anzahl von unterschiedlichen Akteuren notwendig – dies aber erfordert kurz- und mittelfristig vor allem weitere Öffnungsinitiativen der EU-Institutionen selbst.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 3.4 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Joke Wiercx: The Democratic Legitimacy of European Social Movement Organisations. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21657-the-democratic-legitimacy-of-european-social-movement-organisations_40930, veröffentlicht am 02.02.2012. Buch-Nr.: 40930 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken