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Heinz Meditz

Steuerung staatlicher, gesellschaftlicher und privater Akteure in Portugal. Besonders in den Politikfeldern Raumordnung und Umweltschutz

Berlin: Duncker & Humblot 2010 (Schriftenreihe der Hochschule Speyer 204); 575 S.; 86,- €; ISBN 978-3-428-13249-2
Verwaltungswiss. Diss. Speyer. – Portugal habe sich erst spät, dafür aber umso schneller und intensiver europäisiert: „Anstatt einer jahrzehntelangen Anpassung aus eigener Kraft wurde das fertige europäische Modell übernommen und mit europäischen Ressourcen umgesetzt“ (37), schreibt der Autor und skizziert damit den Hintergrund, vor dem er seine detaillierte Untersuchung des portugiesischen Staatswesens vornimmt. Im Mittelpunkt steht die Beschreibung und Analyse der Interaktionen zwischen staatlichen und privaten Akteuren mit dem Instrumentarium des akteurszentrierten Institutionalismus und der Steuerungstheorie. Zunächst werden die Akteure, ihre Ressourcen und Interessen entlang von vier Kategorien (EU, gesamtstaatliche, kommunale und private Akteure) dargestellt und verschiedene Konstellationen der Akteursgruppen beschrieben. Die Analyse der Interaktionen der verschiedenen Akteursebenen erfolgt am Beispiel der Umwelt- und Raumordnungspolitik. Meditz identifiziert auf der gesamtstaatlichen Ebene, die die klar dominierende Akteursgruppe darstellt, einige typische Strukturprobleme wie z. B. einen bisher nicht überwundenen Zentralismus und ein ausgeprägtes System von parallelen Zuständigkeiten. Im Verhältnis zwischen Gesamtstaat und Gemeinden hätten die Gemeinden seit dem gescheiterten Regionalisierungsversuch von 1998 zwar eine Aufwertung erfahren, insgesamt jedoch sei das Verhältnis der beiden Ebenen hauptsächlich durch Misstrauen geprägt. Generell herrsche zwischen allen Akteuren wenig Vertrauen. Auffallend sei zudem eine starke Personalisierung der Akteure. „Öffentliche Güter werden über persönliche Beziehungen zwischen den Mandatsträgern, öffentlichen Beschäftigten und Privatpersonen verteilt […]. Die Steuerung über Normen und Pläne wird durch die Steuerung über Personen ersetzt.“ (539) Die Untersuchung bestätigt zudem die These, dass die EU die stärkeren Akteure weiter stärkt und damit das Akteursgefüge verändert. Diesen und weiteren in der Studie ausführlich beschriebenen Problemen und Defiziten könne, so der Vorschlag des Autors, durch eine Regionalisierung Portugals nach dem Vorbild von Italien oder Spanien begegnet werden.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.21 | 2.61 | 2.261 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Heinz Meditz: Steuerung staatlicher, gesellschaftlicher und privater Akteure in Portugal. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21635-steuerung-staatlicher-gesellschaftlicher-und-privater-akteure-in-portugal_39252, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 39252 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken