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Britta Marschke / Heinz Ulrich Brinkmann (Hrsg.)

Handbuch Migrationsarbeit

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 326 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17067-1
Menschen mit Migrationshintergrund werden in Deutschland in vielen gesellschaftlichen Bereichen benachteiligt. Zahlreiche Studien belegen, dass nicht in erster Linie deren mangelnde individuelle Voraussetzungen der Grund für fehlende Chancengleichheit und eine verhinderte Inklusion darstellen, sondern die Integrationsfähigkeit der Bildungs-, Wirtschafts- und Sozialsysteme. Die Potenziale von Einwanderern und ihren Nachkommen werden kaum anerkannt, nicht genutzt und trotz vielfältiger, im vorliegenden Band dokumentierter positiver Ansätze nicht nachhaltig und zielgruppengerecht entwickelt. Das Handbuch liefert einen fundierten Überblick über Entwicklungen und theoretische Zugänge der Migrationsarbeit. Neben Basisdaten und programmatischen Konzepten sozialer und politischer Teilhabe wird in mehreren Beiträgen auch die Binnenperspektive von Migranten beleuchtet. Für zentrale Praxisfelder von der frühkindlichen Erziehung über Schule-, Eltern-, Freizeit- und Seniorenarbeit bis hin zur islamischen, ethischen und politischen Bildung werden sowohl theoretische Ansätze sowie der Forschungsstand skizziert als auch jeweils mehrere Best-Practice-Beispiele und Ideen zum Nachahmen vorgestellt. Der Perspektivenwechsel weg von einer Defizitorientierung, die Integration vordergründig als ein individuelles Problem der Einwanderer betrachtet, hin zu Ansätzen des „Cultural Mainstreaming“ (151) und „Empowerment“ (267) hat sich gleichwohl noch längst nicht bei allen Sozialwissenschaftlern und Praktikern der Migrationsarbeit durchgesetzt. Nicht zuletzt die Herausgeber halten an klaren Zuschreibungen von ethnischen Gruppen und dem Herausstellen ihrer spezifischen Problemlagen fest, wenn es etwas heißt: „Die Minderheit muss sich in einem Maße an die aufnehmende Gesellschaft anpassen, das ein weitgehend problemloses Zusammenleben ermöglicht“ (284). Im Zentrum des Bandes stehen zudem Gruppen mit einem Hintergrund der Arbeitsmigration. Nur ergänzend werden Flüchtlinge und Asylbewerberinnen und Asylbewerber berücksichtigt. Erstaunlicherweise gehen die Herausgeber davon aus, dass bestimmte Einwanderergruppen wie Aussiedler und jüdische Kontingentflüchtlinge „von Anfang an ökonomisch und sozial integriert“ waren oder „keinen nennenswerten spezifischen Förderbedarf“ aufweisen (14).
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.343 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Britta Marschke / Heinz Ulrich Brinkmann (Hrsg.): Handbuch Migrationsarbeit Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21633-handbuch-migrationsarbeit_39132, veröffentlicht am 24.03.2011. Buch-Nr.: 39132 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken