Skip to main content
Jan Turowski

Sozialdemokratische Reformdiskurse

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 359 S.; brosch., 39,95 €; ISBN 978-3-531-17307-8
Politikwiss. Diss. Dortmund; Gutachter: Th. Meyer, U. Vorholt. – Pünktlich zum Referenzjahr der Agenda 2010 legt Turowski eine umfangreiche und methodisch fundierte Analyse sozialdemokratischer Reformdiskurse vor. Deutschland, Großbritannien und Schweden vergleichend, geht der Autor unter anderem folgenden Fragen nach: „Wie wurden die Reformdiskurse in den unterschiedlichen Ländern geführt? Welche Inhalte, welche Kernargumente und welche kommunikative Form waren bestimmend?“ (27). Im Hauptteil der Arbeit befasst sich Turowski zunächst mit dem „sozialdemokratische[n] Grundwertediskurs“ (51) und insbesondere mit Giddens’ Drittem Weg. Dabei stellt er fest, dass „für den Erfolg eines sozialdemokratischen Reformdiskurses […] seine Fähigkeit, pragmatische Problemlösungen als Schritte auf dem Weg zu einem größeren Ziel normativ wie emotional zu unterfüttern“ (95), entscheidend sei. Danach folgt eine Gegenüberstellung der „[n]ationale[n] Input- und Output-Filter öffentlicher Reformdiskurse“ (102), zu denen das politische System, der Wohlfahrtsstaat, die politische Kultur und die Medien gehören. Hier wäre teilweise eine kürzere theoretische Hinführung und stattdessen eine noch intensivere Betrachtung der Empirie sinnvoller gewesen. Anschließend wird der Verlauf der öffentlichen Reformdiskurse hinsichtlich der inhaltlich-strategischen, kommunikativen und normativen Positionierung untersucht. Das gelingt dem Autor sehr gut, wobei allerdings bei der Betrachtung Großbritanniens mehr Belege durch Zitate aus Parteiprogrammen oder Ähnlichem wünschenswert gewesen wären. Beim abschließenden Vergleich stellt Turowski fest: „Sowohl der britische als auch der schwedische Reformdiskurs […] legitimierten ihre Reform-Policies jeweils über einen klaren und eindeutigen Grundwertediskurs. Dem deutschen Reformdiskurs hingegen fehlte lange der programmatische Rahmen“ (309). Vor diesem Hintergrund stellt der Autor am Ende seiner Studie – zu Recht – fest: „Die Sozialdemokratie darf Modernisierung diskursiv nicht gegen ihr eigentliches Wesen kommunizieren“ (325).
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.22 | 2.262 | 2.331 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Jan Turowski: Sozialdemokratische Reformdiskurse Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21620-sozialdemokratische-reformdiskurse_38263, veröffentlicht am 26.07.2010. Buch-Nr.: 38263 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken