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Peter Zudeick

Tschüss, ihr da oben. Vom baldigen Ende des Kapitalismus

Frankfurt a. M.: Westend Verlag 2009; 233 S.; brosch., 16,95 €; ISBN 978-3-938060-30-8
Der Autor stellt dem Kapitalismus die Systemfrage: Milliardengewinne und Kinderarmut, allgemein sinkende Einkommen und wachsende Vermögen am oberen Ende der Gesellschaft zeigten, dass es an der Zeit sei, über ernsthafte Alternativen nachzudenken. Für den Autor sind mit der Erkenntnis, dass das „Prekariat“ (10) nicht nur den Unterschichten, sondern eben auch den breiten Mittelschichten drohe, die „Gerechtigkeitsfragen nicht mehr als Neiddebatten“ (11) abzutun. Denn nach einer Untersuchung des DIW ist die sogenannte Mitte (dazu zählt, wer 70 bis 150 Prozent des mittleren Realeinkommens verdient) in den Jahren 2000 bis 2006 Prozent von 62 auf 54 Prozent geschrumpft. Wenn man heute von gefühlter Gerechtigkeit oder von Bindestrich-Gerechtigkeiten wie Chancen- oder Einkommensgerechtigkeit spreche, zeige dies bereits, dass man damit versuche, sich eine lästige Debatte vom Leibe zu halten. Doch dass „der Porsche-Chef das Zweitausendfache dessen verdient, was er seinen Arbeitern bezahlt“ (19), hält Zudeick nicht mehr für anständig. Die Ursache dieser Auswüchse sieht der Autor im Gebaren der internationalen Finanzjongleure seit „im Prinzip schon 1975“, aber vollends mit den „Reaganomics“ (30). Dabei weist Zudeick auch mit Recht noch einmal auf die Rolle der Politik hin. Seit Mitte der 90er-Jahre drängten US-Regierung und Kongress die Banken, Hypotheken mit geringen Anzahlungen zu vergeben, um die „Ownership-Society“ (34) zu ermöglichen. Wie viele Autoren spricht auch Zudeick von einer „Postdemokratie“, denn „der Einfluss privilegierter Eliten nimmt zu“ (159 f.). Viele Internationale Institutionen seien nicht ausreichend demokratisch legitimiert (Internationaler Währungsfonds, Weltbank, Europäische Union) und wichtige Entscheidungen werden aus dem Parlament heraus in Expertengruppen oder Kommissionen verlagert. Daher schlägt Zudeick vor, verstärkt basisdemokratische Elemente zu nutzen, elektronische Arbeitskonten nach Paul Cockshott und Allin Cottrell einzuführen, mit Genossenschaftsformen und der Äquivalenzwirtschaft zu experimentieren.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 5.42 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Peter Zudeick: Tschüss, ihr da oben. Frankfurt a. M.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21598-tschuess-ihr-da-oben_36740, veröffentlicht am 26.08.2009. Buch-Nr.: 36740 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken