Japans Politik rückt sein einigen Jahren stetig weiter nach rechts. Die beiden auffälligsten Beispiele dafür sind die Verteidigungspolitik mit dem Einsatz japanischer Streitkräfte im Irak und vor allem der Diskussion um eine Änderung des Artikels 9 der Verfassung einerseits und andererseits die Kontroverse um die Darstellung der japanischen Politik und Kriegsführung vor und während des Zweiten Weltkriegs in japanischen Geschichtsbüchern. Letztere zeichnet Saaler in seiner informativen Studie detailliert nach. Die nationalistischen Bestrebungen, die in dem Bemühen sichtbar werden, Japans Rolle als Aggressor in der Mandschurei oder gegenüber den USA kleinzureden oder gleich ganz zu verschweigen, haben mächtige Fürsprechen in der Politik. Sie führen darüber hinaus regelmäßig zu außenpolitischen Kontroversen mit China und sind zudem geeignet, die Meinungen von Generationen japanischer Schüler zu prägen, sollten sie weiterhin Einzug in historische Lehrbücher finden. Saale identifiziert die konservative Neu-Interpretation der Geschichte seit Anfang der neunziger Jahre als historischen Revisionismus und weist nach, dass dieser den Lehrbuch-Kontroversen zugrunde liegt. Diese zunächst auf intellektuelle Kreise beschränkte Strömung fand schnell Unterstützer in der Politik und damit auch Eingang in die öffentliche Erinnerungskultur – neben Lehrbüchern also auch in Museen, Denkmäler und zeremonielle Erinnerung. Saaler lässt aber auch ein Stück Hoffnung: Der historische Revisionismus sei keineswegs Konsens in der japanischen Gesellschaft. Vielmehr werde ein deutlicher Riss zwischen den Einstellungen der politischen Klasse und der gesellschaftlichen Mehrheit deutlich.