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Jana Katharina Grabowsky

Who Cares about Genocide in Europe? Identity-Related Reactions to Interventions and the Srebrenica Massacre in French, German, Dutch and American Newspapers

Online-Publikation 2011 (http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000011190/GenocideInEurope_Grabowsky.pdf?hosts=); X, 283 S.
Politikwiss. Diss. Berlin; Begutachtung: T. Risse, T. Diez. – Gibt es als Folge des Zweiten Weltkrieges so etwas wie eine spezifische europäische Identität, die sich im Zusammenhang mit militärischen Einsätzen und besonders im Falle eines Genozids zeigt? Jana Katharina Grabowsky untersucht vor dem Hintergrund dieser Frage, welche Identitätsbezüge in Fällen von Krieg und Genozid in Europa in den Debatten über militärische Interventionen hervorgerufen werden. Da sich diese kollektive Identität ihrer Annahme nach in der öffentlichen Sphäre manifestiert, analysiert sie die Berichte über Kriege und militärische Interventionen in mehreren Zeitungen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden sowie als kontrastierendes Vergleichsland in den USA für den Zeitraum von 1990 bis 2006. Ein spezieller Fokus wird auf den Krieg in Bosnien mit dem Genozid in Srebrenica gelegt. Grabowsky weist nach, dass „Srebrenica“ in den nationalen Diskursen mittlerweile als Synonym für Genozid und Grausamkeit verwendet wird. Die kollektive Identität versteht die Autorin in der weiteren Argumentation als wertebasiert, geprägt von kollektiven Erfahrungen wie dem Holocaust und dem oben genannten Genozid. Daraus ergebe sich eine europäische Identität, die auf dem gemeinsamen Ziel gegründet sei, Krieg und Terror zu überwinden. Ein zentrales Ergebnis der Arbeit ist außerdem, dass für Europäer die geografische Lage eines Genozids von Bedeutung ist. Einem Genozid in Europa kommt größere Aufmerksamkeit zu als einem Genozid in Afrika, worin die Autorin eine eurozentristische Haltung erkennt – die US‑Amerikaner sorgten sich stärker als die Europäer um Afrika. Als zentraler Einflussfaktor auf die Diskurse wird zudem der Einsatz des eigenen Militärs im Kriegsgebiet benannt. Sind eigene Soldaten eingesetzt, stehen Identitätsfragen häufiger im Mittelpunkt, wobei die Autorin feststellt, dass in den USA stärker als in Europa die nationale Identität im Vordergrund steht. In den europäischen Debatten komme dagegen im Gegensatz zu den US‑amerikanischen der Pazifismus häufig zur Sprache, dieser sei ein europäischer Wert.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.61 | 2.64 | 2.333 | 2.35 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Jana Katharina Grabowsky: Who Cares about Genocide in Europe? 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/213-who-cares-about-genocide-in-europe_43632, veröffentlicht am 30.05.2013. Buch-Nr.: 43632 Rezension drucken