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Bettina Conrad

"We are the Prisoners of our Dreams" Long-distance Nationalism and the Eritrean Diaspora in Germany

Online-Publikation 2012 (http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2012/5894/pdf/Dissertation_Conrad2010.pdf); XI, 255 S.
Sozialwiss. Diss. Hamburg; Begutachtung: R. Tetzlaff, C. Jakobeit. – Angesichts des Gegenstands der Arbeit drängt sich eine Frage auf, die offensichtlich auch die Autorin selbst umgetrieben hat: „And more curiously still, how did I end up studying the Eritrean community in Germany?“ (2) Bettina Conrad begründet ihr Interesse an der eritreischen Diaspora in Deutschland – offiziellen Angaben zufolge gerade einmal knapp 6.000 Menschen – mit deren Bedeutung als eine Art Spiegel oder Pendant ihrer politisch hochgradig fragilen Heimat. Sie geht in ihrer Arbeit einer zentralen, an diese Sicht der Diaspora gebundenen Fragestellung nach: Wie genau sind die Rückkopplungen zwischen einem politisch nachhaltig instabilen Nationenbildungsprozess und einer auf diesen bezogenen, jedoch geographisch von ihm separierten Gruppe beschaffen? Oder, in Conrads eigenen Worten: „[A]re the lives of Eritreans abroad still determined by developments in Eritrea and the country’s unfinished nation‑building project? And if so, how?“ (16) Auf der Basis eigener Beobachtungen der eritreischen Diaspora – die sich vornehmlich im Raum Frankfurt am Main konzentriert – und zahlreicher Interviews kommt Conrad zu dem Ergebnis, dass die Beziehungen zwischen der Diaspora und den Daheimgebliebenen eine bedeutende Rolle in der Entwicklung einer nationalen Identität spielen. Insbesondere durch die Kommunikation – über das Internet lassen sich problemlos weite Distanzen überbrücken und somit schnell viele Menschen erreichen – gewinnt die eritreische Diaspora in Deutschland an Bedeutung. Hinsichtlich der konkreten Auswirkungen vor Ort ist Conrad allerdings skeptisch – der Einfluss der Diaspora auf die Nationenbildung ist eher gering. Die materialreiche Dissertation leistet sowohl einen Beitrag zur Erforschung der eritreischen Gesellschaft wie auch der Auswirkungen transnationaler Nationenbildungsprozesse. In diesem Zusammenhang kann diese Lektüre spannende Perspektiverweiterungen bieten.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 2.68 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Bettina Conrad: "We are the Prisoners of our Dreams" 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/212-we-are-the-prisoners-of-our-dreams_43631, veröffentlicht am 02.05.2013. Buch-Nr.: 43631 Rezension drucken