Der Autor erhebt keinerlei wissenschaftlichen Anspruch. Im Gegenteil, er räumt freimütig ein, das Buch sei „vor allem für eine neue Generation von Aktivisten geschrieben worden, die während der Kriegsjahre noch Kinder oder noch nicht einmal geboren waren“ (23). Neale will eine Geschichte des Vietnamkriegs von unten schreiben und interessiert sich weniger für die außen- und sicherheitspolitischen Aspekte, sondern mehr für die Opferperspektive. Unter Opfern versteht er dabei auch die meisten GIs, die in der Mehrzahl aus den Unterschichten stammten. Es sei so gesehen ein „Krieg der Arbeiterklasse“ gewesen (25). Und so interpretiert Neale den Vietnamkrieg auch letztlich als Klassenkampf: Kapitalisten gegen Arbeiter und gegen Kommunisten. Der Verlauf des Krieges wird - eingebettet in dieses Interpretationsschema - eher beiläufig erzählt. Neale geht sehr viel mehr darauf ein, wie der Krieg auf dem Schlachtfeld konkret geführt wurde. Dabei setzt er sich sowohl mit der Rolle der amerikanischen Soldaten als auch mit den Vietcong auseinander. Ein Kapitel enthält Schilderungen der weit verbreiteten Befehlsverweigerungen innerhalb der US-Streitkräfte. Die Schrecken des Krieges und die Entmenschlichung der Soldaten werden in Schilderungen der Betroffenen deutlich, aber solche Berichte sind keineswegs neu. Und auch die Tatsache, dass moderne Kriege selten von den Söhnen der Oberschicht bestritten werden, dürfte niemanden überraschen. Politische Zusammenhänge werden ignoriert oder allenfalls im Raster des Klassenkampfschemas diskutiert. Für die politikwissenschaftliche Beschäftigung mit dem Vietnamkrieg ist das Buch nicht geeignet.