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Hans Maier

Das Doppelgesicht des Religiösen. Religion, Gewalt, Politik

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2004 (Herder Spektrum 5468); 158 S.; kart., 9,90 €; ISBN 3-451-05468-X
Der Autor zeichnet den Zusammenhang von Staat, Religion und Gewalt anhand zahlreicher Beispiele insbesondere aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts nach. Durch die aktuellen Anschlagsserien islamischer Extremisten sei eine heftige Debatte über das Gewaltpotenzial des Islams sowie über Religionen im Allgemeinen entbrannt. Umgekehrt sei jedoch nicht zu leugnen, dass von Religionen immer auch in hohem Maße integrative und friedensstiftende Wirkungen ausgegangen seien. Im Verlaufe des letzten Jahrhunderts hätten Religionen jedoch zunehmend an Bedeutung verloren und in Folge der modernen Begrenzung von Gewalt durch den Staat hätten sich die Bedrohungen und Gewaltpotenziale verlagert. Insbesondere totalitäre Systeme hätten in hohem Maße auch auf religiöse Elemente rekurriert, um ihre Legitimität zu sichern; Ideologie fungierte somit als Religionsersatz. Derzeit würde jedoch angesichts der durchaus auch religiös motivierten Terroranschläge vom 11. September 2001 kaum noch ein Bedeutungsverlust von Religion unterstellt. Die Ausdeutung des „Märtyrer“-Begriffs zeige, wie traditionelle Interpretationen und innerreligiös angelegte Beschränkungen für politische Zwecke aufgeweicht würden, die seit langem eine gemeinsame Tradition des Islams, des Christen- und des Judentums bildeten.
Silke Becker (BE)
Dipl.-Soziologin; freie Journalistin.
Rubrizierung: 2.23 Empfohlene Zitierweise: Silke Becker, Rezension zu: Hans Maier: Das Doppelgesicht des Religiösen. Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2004, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/20795-das-doppelgesicht-des-religioesen_24247, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 24247 Rezension drucken