Geschichte der Gewalt. Das Unglück des 20. Jahrhunderts. Essays
Diese Essaysammlung des österreichischen Publizisten Koch geht vier Einzelbänden zur Geschichte der Gewalt voraus. Der Autor wirft die Frage nach der Kultur des Krieges und nach deren geschichtswissenschaftlichen Deutungsmöglichkeiten auf. Er geht den Wechselwirkungen zwischen Kultur und Gewalt nach und versucht die Bedeutung von Krieg für das 20. Jahrhundert nachzuzeichnen. Hierzu unternimmt er Streifzüge durch literarische, philosophische, rechtswissenschaftliche und soziologische Schriften der letzten Jahrhunderte. Er zeigt Widersprüche der Moderne auf, diskutiert ein Links-Rechts-Schema der Politik und untersucht die Ursprünge des Faschismus. Koch stellt die zentrale Bedeutung der Diskurse der Gewalt und des Konflikts, aber auch die Prinzipien der Macht, des Rechts und der Neutralität dar. Der Autor analysiert in den sieben Essays die Entdeckung handlungsbestimmender Bilder und Motive im 19. Jahrhundert, die spezifisch österreichischen Ambiguitäten der Moderne, die Bedeutung der Extreme und des Liberalismus sowie die Rolle des NS-Staates und anderer Tragödien des 20. Jahrhunderts für die Gegenwart. Der Leser gewinnt hieraus vor allem die Erkenntnis, dass das Verständnis der Vergangenheit eine Vielzahl von interpretatorischen Zugängen verlangt, deren Bedeutung für ein Verständnis der Gegenwart unumgänglich ist. Die Texte enthalten sprachlich anspruchsvolle feuilletonistische, philosophische Überlegungen, die jedoch zuweilen eine gewisse Stringenz vermissen lassen.