Politikwiss. Diss. Trier; Gutachter: H. Maull. - Wie groß ist die Bedrohung durch die Proliferation von Massenvernichtungswaffen für die NATO nach dem Kalten Krieg und wie soll das Bündnis darauf reagieren? Die Meinungsunterschiede zwischen den Alliierten zu diesen beiden Fragen, die sich beim jüngsten Irak-Krieg zum offenen Eklat zugespitzt haben, waren bereits seit 1990 deutlich erkennbar. Die Autorin zeigt die wesentlichen Differenzen in den 90er-Jahren systematisch auf und untersucht mithilfe eines rollentheoretischen Ansatzes am Beispiel der Vereinigten Staaten, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands, welche Ursachen diesen unterschiedlichen Wahrnehmungen, Einschätzungen und Strategien zugrunde lagen. Im Ergebnis betont Krömer, dass die Bedrohung durch die MVW-Proliferation mit dem Ende des Kalten Krieges eine deutliche Zäsur erfahren habe. An die Stelle der relativ stabilen, durch hinreichende Rationalität gekennzeichneten MVW-Bedrohung während des Ost-West-Konfliktes sei seitdem eine wesentlich komplexere Bedrohungssituation getreten. In der Beurteilung dieses Problems hätten sich die NATO-Verbündeten jedoch signifikant unterschieden. Dabei sei es weniger um objektive Parameter gegangen, sondern „die großen Unterschiede bestehen vielmehr in der Interpretation und Gewichtung dieser Fakten sowie bei den aus dieser Interpretation abgeleiteten Antworten auf die Bedrohungen" (387). Hervorzuheben ist die breite empirische Basis dieser Untersuchung: So hat die Autorin zahlreiche Hintergrundgespräche mit internationalen Experten aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft geführt.