Das Buch vereint drei Abhandlungen des Verfassers, der Ethik und Philosophie an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Santa Croce in Rom lehrt. In allen drei Beiträgen geht es um die Frage des Lebensschutzes von Ungeborenen beziehungsweise um die Begründung eines Rechts auf Leben und dessen Durchsetzung durch den Staat. Der dritte Beitrag „Güterabwägung, Tötungsverbot und Abtreibung in vitalen Konfliktfällen" (131 ff.) wurde im Einvernehmen mit der römischen Kongregation für die Glaubenslehre erstellt und veröffentlicht. All dies lässt vermuten, dass in diesem Buch eine bestimmte, der katholischen Lehre entsprechende Position zum konfliktbesetzten Thema der Abtreibung vertreten wird. Diese Vermutung bestätigt sich bei der Lektüre, wobei man sich aber davor hüten sollte, gleich mit Etiketten wie „anachronistisch", „lebensfremd", „frauenfeindlich" bei der Hand zu sein. Der Verfasser argumentiert in diesem schwierigen Terrain auf einem exzeptionell hohen Niveau, wobei er sich sowohl in der Ideengeschichte als auch in den einschlägigen Diskussionen aus Ethik, Moral, Medizin und (natürlich) kirchlicher Lehre als umfassend kundig erweist. Rhonheimer versteht es, eine konsequent lebensbejahende und den Schutz des ungeborenen Lebens fördernde und fordernde Position einzunehmen, der man - z. B. wegen des damit verbundenen (päpstlichen) Bildes eines quasi inversen „neuen Feminismus" (88 f.) - nicht zustimmen muss, die aber Respekt gebietet und zur Diskussion einlädt.