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Helga Eblinghaus / Armin Stickler

Nachhaltigkeit und Macht. Zur Kritik von Sustainable Development. Mit einer Dokumentation der Debatte um die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland". Mitherausgeber: Informationsbüro Nicaragua e. V.

Frankfurt a. M.: IKO-Verlag für Interkulturelle Kommunikation 1996; 238 S.; 29,80 DM; ISBN 3-88939-196-6
Gesellschaftswiss. Diplomarbeit Wuppertal. - Unter Bezug auf den Foucaultschen Diskursbegriff zeichnen der Autor und die Autorin zunächst in einem vorwiegend deskriptiven Teil die Debatte um Umwelt und Entwicklung nach, indem sie die unterschiedlichen Dimensionen von Nachhaltigkeit im Sinne einer "Ökologisierung der Entwicklungstheorie" (115) benennen sowie zwei wesentliche Grundannahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion herausarbeiten: zum einen wird die Lösungskompetenz den westlichen Industrieländern zugeschrieben und zum anderen wird Ökonomie "vornehmlich mit der Kategorie 'Marktwirtschaft' erfaßt" (117). Die hieraus formulierte These, daß die weltkapitalistische Realität innerhalb des Diskurses systematisch ausgeblendet werde und dem Konzept damit die Funktion der Herrschaftssicherung zukomme, wird im theoretischen Teil unter Rückgriff auf den Weltsystemansatz von Wallerstein und auf die feministische Variante des Bielefelder Subsistenzansatzes eindrucksvoll belegt. Insgesamt ist mit dieser Arbeit eine fundierte Kritik des Nachhaltigkeitskonzeptes entstanden. Im zweiten Teil des Buches dokumentiert das Informationsbüro Nicaragua e. V. die in der Solidaritätsbewegung geführte Nachhaltigkeitsdiskussion. Neben einem Originalbeitrag sind Aufsätze aus der Zeitschrift "Lateinamerika Nachrichten" abgedruckt. Aus dem Inhalt: Teil I: Nachhaltigkeit und Macht. Zur Kritik von Sustainable Development: 1. Einleitung. 2. Nachzeichnung des Diskurses über Umwelt und Entwicklung. 3. Begriffsklärungen: Leitbildfunktion durch Unschärfe als Wesensmerkmal; Das Begriffspaar Sustainable Development zwischen Umwelt, Gerechtigkeit und Entwicklung. 4. Der Brundtland-Bericht. 5. Elemente von Sustainable Development. 6. Zwischen Technozentrismus und Ökonzentrismus - Zur Ordnung des Diskurses: Sustainable Development als vornehmlich vorsorgende umweltpolitische (Global-)Strategie; Die Dimensionen Technozentrismus/Ökozentrismus; Verortung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte in techno- und ökozentrierten Ansätzen. 8. Gewalt und kapitalistisches Weltsystem: Theorieauswahl und -verortung; "Zum Natur- und Gesellschaftsbegriff im Kapitalismus"; Elemente des historischen Kapitalismus; Fortschritt, Universalismus und moderne Wissenschaft. 9. Sustainable Development als Strategie der modernisierten Herrschaftssicherung: Die verdinglichte Systematik des Diskurses; Sustainable Development zwischen Ideologie und partieller Wirkungsmächtigkeit; Fazit: Intensivierung von Herrschaft und Zerstörung der Lebensgrundlagen. 10. Sustainable Development als Baustein für ein neues "hegemoniales Projekt": Zur Abgrenzung von Postfordismusansatz und Weltsystemtheorie; Sustainable Development und Postfordismus. 11. Ausblick. Teil II. Dokumentation: Die Debatte um die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland": Informationsbüro Nicaragua: Einleitung; Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen: Technokratenmärchen - Fit, schlank und gesund ins 21. Jahrhundert; Thomas Oberfrank: Die Herrschaftsfrage als Demokratiefrage stellen; Claudia Bernhard: Der Igel ist immer schon da; Heinz-Jürgen Stolz: Politikverständnis und Nachhaltigkeitsdebatte.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.44 | 4.1 | 4.45 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Helga Eblinghaus / Armin Stickler: Nachhaltigkeit und Macht. Frankfurt a. M.: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/2039-nachhaltigkeit-und-macht_2474, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2474 Rezension drucken