Im Mittelpunkt des Bandes steht der Aspekt des Raumes in drei wesentlichen Facetten: die Bedeutung von Grenzziehungen, europäische Teilräume in ihrer Eigenschaft als verbindende und ausgrenzende Mechanismen sowie die identitätsstiftende Wirkung von vereinigten Räumen. Politisch-soziologischen Fragestellungen wie Demokratie, Rechtskultur und Transnationalisierungsprozessen wird hier gleichermaßen Beachtung geschenkt wie stärker integrationstheoretischen Fragen von Europäisierung und Steuerungskapazitäten. Insgesamt ist dies ein längst überfälliger Band, welcher dem Thema 'Raum' seinen gebührenden Platz in der EU-Literatur zuweist. Zwar versteht sich das Werk selbst lediglich als erster Ansatzpunkt für die Entwicklung einer raumbezogenen Forschungsagenda, allerdings – und hier liegt eine kleine Schwachstelle – hätte diese Forschungsagenda deutlich geschärft werden können, hätten sich die Autoren stärker an gemeinsamen konzeptionellen Grundüberlegungen orientiert. Freilich verwerfen alle Autoren explizit die Simmel'sche Tradition des „Containerraums“ als unzureichend für die Erfassung der europäischen Integration, gleichzeitig bleiben viele Argumente implizit – und vermutlich unbewusst – in diesem am Nationalstaat orientierten Denken verhaftet. Dies gilt z. B. für die Herausgeberin und den Herausgeber, wenn sie den „Mut zur Grenzziehung nach außen“ (319) als unverzichtbares Element für eine als notwendig erachtete Vereinheitlichung des europäischen Gemeinwesens fordern. Nichtsdestotrotz dürfte der Band für Politikwissenschaftler, Soziologen und Geografen gleichermaßen von Interesse sein und wird – so ist zu hoffen – als Anstoß für eine notwendige stärkere interdisziplinäre Ausrichtung in der Europaforschung dienen.