Skip to main content
Dirk Jörke

Demokratie als Erfahrung. John Dewey und die politische Philosophie der Gegenwart

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2003; 261 S.; brosch., 32,90 €; ISBN 3-531-14051-5
Diss. phil. Greifswald; Gutachter: R. Schmalz-Bruns. - Liefert das politische Denken Deweys Anknüpfungspunkte für Fragestellungen der modernen demokratietheoretischen Debatte? Auf den ersten Blick widersetzt sich Deweys Werk einer solchen Frage aufgrund seines wenig systematischen Aufbaus und interner Widersprüche. Trotzdem gelingt es dem Verfasser, ausgewählte Argumente Deweys, die dieser in unterschiedlichen Kontexten entwickelt hat, zusammenzuführen und so zu reformulieren, dass sie ein konsistentes Gesamtbild ergeben. Diese Herangehensweise bezeichnet er im Anschluss an die Definition Rortys als „rationale Rekonstruktion". Zentraler Orientierungspunkt ist dabei Deweys Erfahrungsbegriff, der nach Einschätzung des Verfassers in einer Art Ergänzungsverhältnis die Defizite des Habermas'schen Theoriedesigns insofern überwinden könne, als er dessen kognitivistische Engführung aufbreche. Doch auch in Deweys Ansatz diagnostiziert er eine zentrale Schwäche, nämlich dessen „institutionentheoretische Lücke" (244). Eine Verzahnung von Diskurstheorie und Pragmatismus eröffne die Möglichkeit, die Institutionen der liberalen Demokratie, die Habermas beschreibe, denen er aber einen geradezu „sakrosankten", unverfügbaren Charakter verleihe, zum Ausgangspunkt zu nehmen, um sie mit Deweys problemlösungsorientiertem Ansatz in das Licht einer konkreten Reformperspektive zu rücken. Aus dem Inhalt: 1. Die naturalistische Aufhebung neoidealistischen Philosophierens 1.1 Deweys idealistische Phase 1.2 Die Naturalisierung des Idealismus 2. Deweys naturalistischer Humanismus 2.1 Kritik der abendländischen Philosophie 2.2 Erfahrung und Natur 2.3 Der normative Gehalt des Erfahrungsbegriffes 2.4 Deweys postmetaphysische Metaphysik - eine Verteidigung 2.4.1 Rortys Unbehagen 2.4.2 Eine naturalistische Metaphysik der Demokratie 3. Deweys Instrumentalismus 3.1 Denken als Problemlösungshandeln 3.2 Der Prozeß der Inquiry 3.3 Deweys instrumentelle Wahrheitskonzeption 3.3.1 An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen 3.3.2 „Warranted assertions" als Träger der instrumentellen Wahrheit 3.3.3 Russell gegen Dewey reconsidered 4. Das Primat des Sozialen 4.1 Das „Soziale" als philosophische Kategorie 4.2 Der Mensch ist ein intelligentes Gewohnheitstier 4.3 Deweys Kommunikationstheorie 4.4 Kommunikation, Identität und Konflikt 5. Deweys Kritik des erstarrten Liberalismus 5.1 Auf der Suche nach einem neuen Liberalismus 6. Eine pragmatistische Verteidigung der Demokratie 6.1 Die gegenwärtige Diskussion 6.2 Auf dem Weg zu einer (post)metaphysischen Rechtfertigung der Demokratie 6.3 Eine ethische Verteidigung der Demokratie 6.4 Zur epistemischen Rechtfertigung der Demokratie 7. Auf dem Weg zu einem posttraditionalen Konzept von Sittlichkeit 7.1 Zur aktuellen Kontroverse 7.2 Sozialphilosophische Voraussetzungen 7.3 Sittlichkeit ohne Gemeinschaft 7.4 Erziehung zur Demokratie 7.5 Exkurs - Die Legitimität eines gemäßigten Perfektionismus 8. Politik als kooperatives Problemlösungshandeln 8.1 Deweys doppelter Demokratiebegriff 8.2 Flexible Öffentlichkeiten und experimentelle Demokratie 8.3 „Social inquiry" zwischen Expertise und Partizipation 8.4 Exkurs zu Habermas' Diskurstheorie der Demokratie 8.4.1 Habermas' Suche nach Gewissheit 8.4.2 Die vernunftrechtliche Einhegung der Politik 8.5 Eine pragmatistische Version deliberativer Demokratie
Tanja Pritzlaff (TP)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
Rubrizierung: 5.46 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Tanja Pritzlaff, Rezension zu: Dirk Jörke: Demokratie als Erfahrung. Wiesbaden: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19960-demokratie-als-erfahrung_23243, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 23243 Rezension drucken