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Cornelia Glück

Die ETA und die Medien. Zwischen Zwangsehe und Zweckgemeinschaft. Eine Analyse der Berichterstattung spanischer Medien über die baskische Terrororganisation und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft

Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2003 (Politica 52); IX, 360 S.; 98,- €; ISBN 3-8300-1010-9
Politikwiss. Diss. Passau; Gutachter: K. Dirscherl. - Die Autorin analysiert den Wirkungszusammenhang zwischen der Berichterstattung spanischer Medien über die ETA und dem Meinungsbild, das sich in der spanischen Bevölkerung hierzu herausgebildet hat. Die Analyse zielt darauf ab, Antworten auf die Fragen zu finden, inwiefern die Medien während der ETA-Waffenruhen 1989 und 1999 objektive Informations- und Aufklärungsarbeit leisteten und in welcher Weise sich die mediale Aufbereitung des Themas „ETA" auf die Einstellung der spanischen und baskischen Gesellschaft hierzu auswirkte. Zu diesem Zweck führt die Autorin quantitative und qualitative Analysen von Zeitungsbeiträgen durch, die während des genannten Zeitraums in der gesamtspanischen Zeitung El País und der baskischen ETA-nahen Zeitung Egin (bzw. deren Nachfolgerin Gara) veröffentlicht worden waren. Diese Analyseergebnisse werden mit Meinungsumfragen aus demselben Zeitraum verglichen, wodurch es der Autorin gelingt, Parallelen und Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen. Unverkennbar ist die beeindruckende empirische Arbeit, die Glück insbesondere mit der Analyse der Zeitungsartikel geleistet hat. Dennoch wird der Leser nicht durch eine Fülle von Daten überhäuft. Stattdessen ermöglicht der zu Beginn der Arbeit erläuterte theoretische Rahmen das logische Nachvollziehen der wissenschaftlichen Vorgehensweise sowie der Ergebnisse. Zu diesen zählt u. a. die Feststellung, dass man „fast von einem Teufelskreis in der gegenseitigen Wirkung von ETA und den Medien sprechen" (316) kann. Diese Äußerung wie auch die Aussage, dass „Politik, Terrorismus und Medien [stark] aufeinander wirken" (328), weist allerdings darauf hin, dass dem zuvor eingehend analysierten Faktor „Bevölkerung" und seiner Bedeutung für den kausalen Zusammenhang ETA - Medien - Politik in der abschließenden Betrachtung wenig Beachtung beigemessen wird. Dabei wird übersehen, dass die Bevölkerung in demokratischen Systemen die wesentliche kausale Verbindung zwischen Medien und Politik bildet. Somit entsteht im letzten Kapitel der Arbeit der Eindruck, dass eine Frage noch unbeantwortet blieb: Wie wirkte sich die medial beeinflusste Meinung der Bevölkerung auf die Politik der spanischen Regierung aus und welche Konsequenzen hatte dies schließlich für den Konfliktverlauf und seine Intensität? Aus dem Inhalt: B. Begriffsklärungen, theoretische Grundlagen und Einordnung in den spanischen Kontext: I. Terrorismus; II. ETA - Euskadi Ta Askatasuna - Baskenland und Freiheit; III. Printmedien in Spanien; IV. (Massen-) Medien und ihre Wirkungen; V. Terrorismus und Medien - Medien und Terrorismus. C. Untersuchungen der Berichterstattung von El País und Egin / Gara über die ETA-Waffenruhen 1989 und 1999 und ihre Wirkungen auf die Gesellschaft: II. Vergleich der Waffenruhen und Gespräche 1989 und 1999; IV. Spanische und baskische Meinungsumfragen aus den Jahren 1987 bis 2000 - die Debatte über ETA und den baskischen Nationalismus.
Kristina Eichhorst (KE)
Dr., Länderreferentin im Team Asien der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Kristina Eichhorst, Rezension zu: Cornelia Glück: Die ETA und die Medien. Hamburg: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/19575-die-eta-und-die-medien_22772, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 22772 Rezension drucken