Das „Raumschiff Brüssel", das die beiden Autoren aus mehrjähriger Korrespondententätigkeit für deutsche Medien kennen, habe längst abgehoben und sei bürgerfern, intransparent und undemokratisch. Diese Behauptung illustrieren Oldag und Tillack in 13 Kapiteln, die sich den einzelnen EU-Institutionen, den Finanzen und ausgewählten Politikfeldern widmen. Dabei zeigen sie immer wieder, wie europäische Projekte durch den Einfluss nationaler Interessen scheitern, zweckentfremdet werden oder in Misswirtschaft enden. Die anekdotenreiche Darstellung ist dabei sowohl Stärke als auch Schwäche des Buches. Einerseits werden die Mängel der EU-Demokratie und die Funktionsweise der Institutionen jenseits von akademischen Lehrbuchmeinungen an vielen praktischen Beispielen anschaulich gemacht. Andererseits wird durchgehend auf eine nüchterne Abwägung verzichtet. Die nationalen politischen Systeme erscheinen als Ausweise demokratisch-transparenter Regierungsweise, wohingegen in Brüssel eine „in Furcht erregender Weise" komplexe „EU-Machtmaschinerie" (20) herrsche. Es sind diese effektheischenden Formeln, die den Text durchziehen und im Zweifel gerade nicht das Verständnis des „Raumschiffs" verbessern - das aber ist die erklärte Absicht der Autoren. Ebenso kann bezweifelt werden, ob die von Oldag und Tillack geforderte konsequente Parlamentarisierung der EU einen Ausweg aus den (zu Recht) beklagten Missständen liefern könnte. Zu mehr politischer Verantwortlichkeit mag ein solches Projekt führen, aber ob es den Anliegen der in 25 (und mehr) Staaten organisierten Bevölkerungen mit jeweils eigenen Anliegen und Interessen tatsächlich gerecht wird, darf bezweifelt werden.