Dieser Essay setzt sich auf anschauliche Weise mit dem Zionismus und seinen Antipoden in der gegenwärtigen israelischen Gesellschaft auseinander. Segev verweist sowohl auf die aktuelle als auch auf die frühe Infragestellung des Zionismus und seiner Narrative. Diskutiert wird ein breites Spektrum gesellschaftlicher Konfliktfelder vom so genannten israelischen Historikerstreit über das Verhältnis von jüdischem und demokratischem Charakter Israels bis hin zum Status der arabisch-palästinensischen Minderheit im Staat. Das Hauptaugenmerk gilt dabei der Amerikanisierung, die in den Augen Segevs neben dem Judentum der wesentliche Prägefaktor für die israelische Gesellschaft gewesen ist. Der glänzend illustrierte Nachweis dieser früh einsetzenden und nahezu sämtliche Lebensbereiche erfassenden Amerikanisierung zählt zu den Stärken des Essays. In der damit verbundenen Abkehr von zionistischen Ideologemen macht der Verfasser einen begrüßenswerten Normalisierungsprozess aus. Die postzionistische Herausforderung bestehe darin, Amerikanisierung und Judentum mit Blick auf das Zusammenleben aller Israelis in ein neues Verhältnis zu setzen. Der Essay besticht durch eine originelle Perspektive und einige bemerkenswerte Einsichten wie der, dass ausgerechnet das vormals antizionistische Jerusalem „zum Symbol des israelischen Patriotismus geworden ist, während Tel Aviv, die einstige Hauptstadt des Zionismus, zur Bastion des post-zionistischen Lebensgefühls wurde" (124). Allerdings krankt die Argumentation Segevs mitunter an ihrer Sprunghaftigkeit und der mangelnden Einordnung der zahlreichen Beispiele.