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Alex Haley (Hrsg.)

Malcolm X. Die Autobiographie. Mit einem Nachwort versehen von Alex Haley. Vorwort von Mumia Abu-Jamal

Bremen: Atlantik Verlag 2003; 514 S.; überarb. Neuaufl.; brosch., 19,80 €; ISBN 3-926529-14-8
Die Pilgerfahrt nach Mekka veränderte ihn ‑ plötzlich konnte sich Malcolm X eine Gesellschaft vorstellen, in der die Hautfarbe eines Menschen keine Rolle spielte. Damit legte er zumindest einen Teil der Radikalität ab, die er sich durch eine andere Art der Religiosität erworben hatte. Malcolm X hatte zuvor als der bekannteste Prediger der „Nation of Islam" ‑ die einen vom Sektengründer Muhammad selbstgestrickten Islam vertrat ‑ Menschen heller Hautfarbe als weiße Teufel beschimpft, war durch Antisemitismus aufgefallen und hatte jede Integration der Schwarzen in die US‑amerikanische Gesellschaft abgelehnt. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein Weißer einen Schwarzen jemals als ebenbürtig ansehen würde. Seinen Lebensweg, der diese Radikalität erklärt, schilderte Malcolm X dem Schriftsteller Haley, die Autobiografie erschien erstmals 1964. Für die deutsche Neuauflage wurde das Buch neu übersetzt und sprachlich angepasst (die Bezeichnung „Neger" für einen Menschen schwarzer Hautfarbe würde Malcolm X nach Ansicht von Jürgen Heiser, der dem Text eine editorische Notiz nachgestellt hat, nicht mehr benutzen). Einen großen Teil des Buches nimmt die Schilderung der Kinder‑ und Jugendjahre ein, die von Gewalterfahrung und Diskriminierung geprägt waren. Seine späteren radikalen Ansichten erscheinen so zwar nicht als eine zwangsläufige Entwicklung, aber als eine nachvollziehbare (wenn auch nicht unbedingt verständliche) Möglichkeit. Als junger Erwachsener schlägt sich Malcolm X ohne Zukunftsperspektive als Krimineller durch, der während eines Gefängnisaufenthaltes von einer politischen Sekte bekehrt wird. Seine Autobiografie liest sich damit sehr zeitgemäß als beispielhafte Schilderung eines Weges in den Extremismus: Die Gesellschaft, die wenig persönliche Entwicklungsmöglichkeiten bietet, wird ohne jeden Abstrich für das eigene Versagen verantwortlich gemacht. Und plötzlich wird Malcolm X von der Botschaft erreicht, er sei doch etwas Besonderes und zur Rettung der Welt auserkoren. Seine durch die Pilgerfahrt nach Mekka und die Bekehrung zum echten Islam veränderte Vision von einer gerechten Gesellschaft konnte sich aber kaum noch in einem veränderten politischen Engagement entfalten. Malcolm X wurde kurz darauf im Alter von 39 Jahren von Mitgliedern der „Nation of Islam", mit der er gebrochen hatte, ermordet.
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Rubrizierung: 2.64 | 2.1 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Alex Haley (Hrsg.): Malcolm X. Bremen: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18695-malcolm-x_21683, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21683 Rezension drucken