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Haluk Gerger

Die türkische Außenpolitik nach 1945. Vom "Kalten Krieg" zur "Neuen Weltordnung"

Köln: Neuer ISP Verlag 2008 (Wissenschaft & Forschung 18); 232 S.; 18,- €; ISBN 978-3-89900-018-4
Bei dem bereits 1998 auf Türkisch erschienenen Band handelt es sich nicht um eine klassische Darstellung der türkischen Außenpolitik. Vielmehr wird diese in kritischer Absicht aus einem ganz speziellen Blickwinkel untersucht. Die Türkei ist für den Autor ein militaristisch geprägter gewalttätiger Unrechtsstaat, der von einer kleinen Klasse der kapitalistisch Herrschenden gelenkt wird. Daher kommen auch die Beziehungen zwischen Ankara und Brüssel in der Untersuchung nicht vor, sondern es geht um die historischen und innenpolitischen Fundamente einer als hoch aggressiv dargestellten türkischen Außenpolitik in Konfliktsituationen. So formuliert Gerger: „Der militärische Charakter des Djihad-Imperiums, die despotische Staatstradition, der religiöse Fanatismus […] sorgten gemeinsam dafür, dass sich die Gewalt zu einem integralen Bestandteil der neuen Gesellschaft entwickelte“ (16) und erklärt sein Ziel, „den Zerfall des Systems durch seine eigene Gewalt verständlich zu machen“ (27). Eine starke linkspolitische Orientierung des Autors ist u. a. in dem Kapitel „Die Neue Weltordnung“ festzustellen. Diese sei geprägt durch eine „totalitäre und militaristische Ideologie“ und sie sei ein an der Globalisierung orientierter Reproduktionsprozess, „in dem das Kapital die politischen, rechtlichen und sozialen Perspektiven des internationalen Beziehungsgeflechts in seinem Sinne neu gestaltet“ (168). Da Gerger das kapitalistische System der Türkei für sehr krisenanfällig hält, sei es immerzu auf ausländische Kredite angewiesen, die es sich durch ein militärisches Söldnertum verschaffe. In diesem Kontext sei somit auch das türkische Engagement in Afghanistan oder im Irak zu sehen. Generell ist festzuhalten, dass der Autor analytische Feststellungen und politische Aussagen in einem solchen Grade mischt, dass ein Auseinanderhalten sehr erschwert wird. Der Untersuchungszeitraum reicht von 1945 bis ins Jahr 2000 mit einem perspektivischen Ausblick in die Zukunft.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.22 | 2.63 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Haluk Gerger: Die türkische Außenpolitik nach 1945. Köln: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18693-die-tuerkische-aussenpolitik-nach-1945_21681, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 21681 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken