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Linda Helfrich-Bernal

Kolumbien: Wahlen und Parteien im Gewaltkonflikt

Frankfurt a. M.: Vervuert Verlag 2002 (Politik in der Gegenwart 5); 555 S.; 56,- €; ISBN 3-89354-485-2
Diss. Mainz; Gutachter: M. Mols, S. Schmidt. - Kolumbien gilt zwar als die älteste Demokratie Lateinamerikas. Noch heute aber wirken undemokratische Strukturen nach, die sich während der Regierungszeit der Nationalen Front verstärkt hatten. Mit dieser Front hatten die liberale und die konservative Partei 1958 eine Militärdiktatur abgelöst. Schon vor 1958 waren nur diese beiden Parteien, die sich kaum inhaltlich voneinander unterschieden, von der Verfassung erlaubt. Erst mit der neuen Verfassung von 1991 wurden die Voraussetzungen für eine echte Demokratisierung, freie Wahlen und die Bildung weiterer Parteien geschaffen. Die Autorin, die als Gastdozentin an der Universität in Bogota tätig war, untersucht den Reformprozess "ausschließlich in bezug auf Wahlsystem, -prozeß und -recht, das Parteiensystem und die Einführung der direktdemokratischen bzw. semidirekten Partizipationsmechanismen" (36). Die Analyse profitiert eindeutig davon, dass sich die Autorin nicht nur auf Dokumente und Zeitungsartikel stützt, sondern 1994 und 1997 auf Einladung der kolumbianischen Wahlbehörde die Wahlen beobachten konnte. Außerdem führte sie 90 Experten- und Betroffeneninterviews und ergänzte ihre Arbeit mit einer Fallstudie der Stadt Tumaco. Trotz der Beschränkung der empirischen Daten auf die Bereiche Wahlen und politische Parteien gelingt es Helfrich-Bernal, die Grundzüge des politischen Systems Kolumbiens ebenso offen zu legen wie die Auswirkungen der Reformen auf die Zivilgesellschaft. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass trotz der Reformen weite Teile der Bevölkerung nach wie vor für sich keine politischen Partizipationsmöglichkeiten sehen. Denn jeder Versuch, Kolumbien weiter zu demokratisieren, wird durch die Korruption und die von der Drogenmafia, den Paramilitärs und der Guerilla ausgeübten Gewalt konterkariert. Inhaltsübersicht: II. Von der Kolonialzeit zur Krise des Regimes der Nationalen Front; III. Der desmonte der Nationalen Front und die Institutionalisierung reformierter Teilregime; IV. Wahlen, Wahl- und Parteiensystem sowie die Anwendung der direktdemokratischen Partizipationsmechanismen nach den Reformen.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Linda Helfrich-Bernal: Kolumbien: Wahlen und Parteien im Gewaltkonflikt Frankfurt a. M.: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/18396-kolumbien-wahlen-und-parteien-im-gewaltkonflikt_21299, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 21299 Rezension drucken