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Peter Vogt

Pragmatismus und Faschismus. Kreativität und Kontingenz in der Moderne

Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2002; 368 S.; brosch., 35,- €; ISBN 3-934730-56-6
Diss. FB Politik- und Sozialwissenschaften FU Berlin. - So verblüffend eine vergleichende Betrachtung von Pragmatismus und Faschismus auf den ersten Blick auch erscheinen mag, Vogt entwickelt eine überzeugende ideengeschichtliche Folie, auf der sich die beiden, gewiss höchst verschiedenen Strömungen sinnvoll kontrastieren lassen. Mit Blick auf die spezifischen ideengeschichtlichen Kontexte - dem Progressivismus in den USA, der Lebensphilosophie in Europa - interpretiert der Autor das Verhältnis von Pragmatismus und Faschismus als eines der Wahlverwandtschaft. Beide Strömungen - so lautet die Kernthese - „protestieren im Kontext der geistigen und kulturellen Krise am Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Kreativitäts- und Kontingenzvergessenheit des modernen Denkens, welche sich insbesondere in den Überzeugungen der Aufklärung kristallisiert, und entwickeln daraus fundamental unterschiedliche Konzepte von historischer Kontingenz und menschlicher Kreativität" (14). Dass antidemokratische Auslegungen des Pragmatismus - primär mit Verweisen auf den italienischen Faschismus - auch in den USA durchaus anzutreffen waren, zeigt der erste Teil. Der zweite Teil belegt, in welcher Weise europäische Autoren pragmatistische Motive in einen Kult des heroischen Aktivismus umdeuteten. Der dritte Teil schließlich führt die Befunde systematisch unter Bezug auf die Leitkategorien Kreativität und Kontingenz zusammen und zeigt an James und Dewey, dass der Pragmatismus beide Elemente in einer Form verbunden hat, die „von der lebensphilosophischen oder faschistischen Geringschätzung der Demokratie denkbar weit entfernt ist" (19). Inhalt: Einleitung: Pragmatismus und Faschismus - Die Geschichte einer Wahlverwandtschaft. I. Pragmatismus und Faschismus - Der Blick aus den USA: 1. Faschismus als Pragmatismus?; 2. Herbert Schneider und das Ideal einer intelligenten Gesellschaft; 3. Herbert Croly und die Suche nach einer ethisch gehaltvollen Gesellschaft; 4. Der ideengeschichtliche Kontext: Der amerikanische Progressivismus. II. Pragmatismus und Faschismus - Der Blick aus Europa: 1. Georges Sorel und die Suche nach einem neuen Heroismus; 2. Giovanni Papini, Giuseppe Prezzolini und die Apotheose des menschlichen Willens; 3. Eduard Baumgarten und die antidemokratische Heroisierung der amerikanischen Demokratie; 4. Arnold Gehlen und der Dualismus von Handlung und Reflexion; 5. Der ideengeschichtliche Kontext: Die europäische Lebensphilosophie. III. Pragmatismus und Faschismus - Kreativität und Kontingenz in der Moderne: 1. Kreativität und Kontingenz im Denken der Moderne; 2. Kontingenz und Kreativität im Faschismus; 3. Kontingenz und Kreativität im Pragmatismus.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.43 | 2.64 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Peter Vogt: Pragmatismus und Faschismus. Weilerswist: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17913-pragmatismus-und-faschismus_20671, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20671 Rezension drucken