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Reinhard Steurer

Der Wachstumsdiskurs in Wissenschaft und Politik. Von der Wachstumseuphorie über "Grenzen des Wachstums" zur Nachhaltigkeit

Berlin: VWF 2002 (Akademische Abhandlungen zu den politischen Wissenschaften); 515 S.; pb., 49,90 €; ISBN 3-89700-338-4
Diss. Salzburg; Gutachter: V. Lauber. - Steurer greift eine brisante Frage auf: Wie ist Wirtschaftswachstum angesichts begrenzter fossiler Ressourcen und ökologischer Risiken möglich, wünschenswert und sinnvoll? Äußerst sachkundig und für eine Dissertation sehr ausführlich zeichnet er das Dauerthema nach, angefangen von den ersten Kontroversen Ende der 60er-Jahre bis zur aktuellen Nachhaltigkeitsdebatte. "Das zentrale Ziel dieser Arbeit besteht nun darin, einen deskriptiven Überblick zum wissenschaftlichen und politischen Wachstumsdiskurs aus analytischer Perspektive zu geben." (20) So differenziert Steurer die Diskussionsverläufe auf der Ebene der Wissenschaft und Politik, unterteilt die Akteursgruppen in Wachstumspessimisten, -optimisten und -optimierer. Dazu arbeitet er eine Fallstudie, einen Vergleich der Diskursverläufe in Deutschland und den Niederlanden mit einigen Experteninterviews ein, um Parallelen und Unterschiede in der ökologischen Debatte aufzuzeigen. Für den heutigen politischen Diskussionsstand stellt der Wissenschaftler fest: "Das Paradigma einer ausgewogenen Nachhaltigkeit mit wachstumsoptimistischer Tendenz [...] hat also gerade Politiker dort abgeholt und ein Stück in Richtung ökologischer Modernisierung mitgenommen, wo sie gestanden sind: bei einem 'Basiskonsens' zu einem auf Wirtschaftswachstum aufbauenden Kapitalismus und Technozentrismus." (470) Die Idee der Nachhaltigkeit ohne explizite Wachstumsgrenzen sei politikkonform und baue eine Brücke zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen. Letztlich fehle aber der politische Wille, so Steurer, vor dem Hintergrund der intergenerationellen Gleichheit die Energieversorgung auf eine erneuerbare Basis zu stellen. Aus dem Inhalt: II. (Populär)Wissenschaftlicher Wachstumsdiskurs: 5. Theoretische und empirische Zielbeziehungen; 6. Soziale Wachstumskritik (Diskursstrang 1); 7. Ökologische Wachstumskonzepte I (Diskursstrang 2): Natürliche Grenzen des Wachstums; 8. Ökologische Wachstumskonzepte II (Diskursstrang 2): Qualitatives Wachstum und nachhaltige Entwicklung; 9. Kritik, Reformvorschläge und Alternativen zum Sozialprodukt (Diskursstrang 3). III. Politischer Wachstumsdiskurs: Fallstudien zu Deutschland und den Niederlanden: 11. Bundesrepublik Deutschland; 12. Niederlande; 13. Politik, "Wachstumszwang" und Nachhaltigkeit: Deutschland und Niederlande im Vergleich.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.3 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Reinhard Steurer: Der Wachstumsdiskurs in Wissenschaft und Politik. Berlin: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17910-der-wachstumsdiskurs-in-wissenschaft-und-politik_20667, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20667 Rezension drucken