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Carola Sachse

Der Hausarbeitstag. Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in Ost und West 1939-1994

Göttingen: Wallstein Verlag 2002; 503 S.; brosch., 32,- €; ISBN 3-89244-508-7
Habilitationsschrift TU Berlin Fakultät I (Geisteswissenschaften); Gutachter: K. Hansen, V. Hunecke, H. Reif, M. Nolan. - Diese umfang- und materialreiche Studie ist im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Forschungsprojektes "Arbeit, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung" im deutsch-deutschen Vergleich entstanden. Die Historikerin Sachse vergleicht den Hausarbeitstag in Ost- und Westdeutschland. 1939 wurde der unbezahlte "Waschtag" mit Blick auf die dienstverpflichteten nicht-jüdischen deutschen Frauen in der Kriegswirtschaft eingeführt und ab 1947/48 auf Initiative der KPD in mehreren west- und ostdeutschen Ländern als bezahlter "Hausarbeitstag" fortgeschrieben. Nach der Wende betrachtete man ihn als nicht mehr opportun und schaffte ihn ab, wogegen sich die Frauen heftig wehrten. Diese deutsch-deutsche Geschichte des "Hausarbeitstages" nimmt die Autorin, die Akten aus rund zwei Dutzend Archiven ausgewertet hat, zum Ausgangspunkt für eine systemvergleichende Geschlechtergeschichte. "Die Analyse der Auseinandersetzungen um den Hausarbeitstag erlaubt, die Geschichte von Hausarbeit und deren Bedeutung für die gesellschaftliche Plazierung von Frauen zu präzisieren. Sie zeigt, daß in beiden Teilen Deutschlands moderne Hausarbeit von Frauen als autonomes Handlungsfeld beansprucht wurde [... und] sich die Hoffnungen auf gesellschaftliche Anerkennung, die Frauen mit der Inanspruchnahme von Hausarbeit als geschlechtsspezifischer gesellschaftlicher Leistung verbanden, allenfalls vorübergehend auf einer symbolischen Ebene der Geschlechterordnung erfüllten." (34) Infolge der Abschaffung dieser Einrichtung verlor Hausarbeit - so Sachse - an öffentlich anerkannter Bedeutung und wurde für Frauen zum Risiko im Zugang zu bezahlter Arbeit. Inhaltsübersicht: Das Drama des Hausarbeitstages in zwei Inszenierungen zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs - Einleitung; I. Gemeinsames Vorspiel im Ausnahmezustand: Die Erfindung des Hausarbeitstages 1939-1949; II. Die Akteure und ihre Rollen in den ost- und westdeutschen Debatten um den Hausarbeitstag seit 1949; III. Der Stoff, aus dem der Streit erwächst: Bilder von Arbeit und Haushalt, Frauen und Männern; IV. Spielregeln und Schauplätze im Systemvergleich: Der Hausarbeitstag im alltäglichen Widerstreit; V. Der Hausarbeitstag - ein Streit in geschlechterpolitischer Perspektive; Wie politisch darf das Private sein? Mutmaßungen über ein west-östliches Mißverständnis - Epilog.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.36 | 2.314 | 2.313 | 2.315 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Carola Sachse: Der Hausarbeitstag. Göttingen: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17389-der-hausarbeitstag_20021, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20021 Rezension drucken