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Bassam Tibi

Islamische Zuwanderung. Die gescheiterte Integration

Stuttgart/München: Deutsche Verlags-Anstalt 2002; 380 S.; geb., 24,90 €; ISBN 3-421-05633-1
Mit acht Thesen will sich Tibi - Migrant und liberaler Muslim - an der deutschen Debatte über Migration beteiligen: 1. Migration ist ein Bestandteil der Globalisierung. Unter den Zuwanderern befinden sich nicht nur Armutsflüchtlinge, sondern auch Vertreter politischer Bewegungen wie Islamismus, ethnischer Nationalismus etc. 2. Deutschland ist ein Zuwanderungsland, in dem Migration nicht gesteuert wird wie in einem Einwanderungsland. 3. Gegen die Fremdenfeindlichkeit wird nur die Rhetorik der Fremdenliebe aufgeboten. Die Optionen Assimilation, Integration oder Ghettobildung werden nicht diskutiert. 4. Durch Ghettobildung wird ein Gemeinwesen balkanisiert. 5. Permissive Toleranz ist die Voraussetzung von Multikulturalismus. Europa besitzt aber eine spezifische zivilisatorische Identität, die nicht durch eine als Selbstaufgabe verstandene Toleranz aufgegeben werden sollte. 6. Die Doktrin des Islam als einzig vollständige Offenbarung, die der Muslim auch durch Migration zu verbreiten hat, steht im Widerspruch zu einem religiösen Pluralismus. Daraus folgt die Forderung einer tabufreien Diskussion zwischen Europäern und Muslimen. 7. Vernunft und Glauben müssen durch Trennung von Religion und Politik versöhnt werden. Dies wird am Beispiel des "Euro-Islam" als einer reformerischen, an der zivilisatorischen Identität Europas ausgerichteten Islam-Deutung diskutiert. 8. Die Deutschen müssen ihre Identität überprüfen, um den Migranten ihre Einbürgerung als Vollbürger zu ermöglichen. Denn Fremde können nur integriert werden, wenn ihnen eine Identität, ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt wird. Inhaltsübersicht: I. Von der verordneten Fremdenliebe zur Realpolitik. Verantwortungsethik im Umgang mit Zuwanderern statt Gesinnungsethik; II. Strategien für den Umgang mit der Integration islamischer Zuwanderer durch die westlichen Aufnahmegesellschaften. Integration statt multikulturell legitimierter Enklaven als Parallelgesellschaften; III. Die erforderliche Doppelstrategie: Kulturelle Öffnung bei gleichzeitiger Bewahrung der zivilisatorischen Identität Europas; IV. Lösungen für das 21. Jahrhundert - Muslime überwinden ihre Integrationsunwilligkeit, und Deutsche bewältigen ihre Identitätsprobleme.
Heinz-Werner Höffken (HÖ)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.35 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Bassam Tibi: Islamische Zuwanderung. Stuttgart/München: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16998-islamische-zuwanderung_19524, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 19524 Rezension drucken