Benz versucht mit dem als Lehrbuch konzipierten Band, Studierenden einen möglichst umfassenden Einblick in das Thema "moderner Staat" zu geben. Welches sind die geeigneten analytischen Kategorien der Politikwissenschaft, um den modernen Staat zu beschreiben? Welches sind seine wichtigsten Merkmale? Wie lassen sich die Strukturen, die Aufgaben und Leistungen, die in ihm tätigen Akteure sowie der Wandel des modernen Staates beschreiben? Angesichts der vielen unterschiedlichen Definitionen ‑ nach David Easton gibt es angeblich mehr als 140 ‑ bleibt der Staatsbegriff aber nach allen Bemühungen um eine Klärung als Wissenschaftsbegriff weiterhin problematisch. Benz schlägt dennoch vor, an dem Begriff und der Analyse des modernen Staates festzuhalten. Den Grund hierfür sieht er darin, dass der moderne Staat eine Form legitimer Herrschaft darstellt, die sich im Laufe der Geschichte als bislang konkurrenzlos herausgestellt hat. Für die politikwissenschaftliche Forschung schlägt er vor, den Staat aus drei analytischen Blickwinkeln zu betrachten: 1. Als Institution beziehungsweise als institutionalisierte Herrschaftsordnung, 2. als politische Struktur, die aus dem Zusammenwirken von Akteuren entsteht und 3. als Aufgaben erfüllende Organisation. Vom Ansatz eines akteurszentrierten Institutionalismus ausgehend, versteht Benz den Staat "als institutionalisierten Handlungskontext, in dem Individuen, Gruppen (kollektive Akteure) oder Organisationen (korporative Akteure) zusammenwirken, um bestimmte gesellschaftliche Probleme zu lösen bzw. Aufgaben zu erfüllen" (74). Das Buch behandelt den Begriff "moderner Staat" in der Tat umfassend und dazu noch in verständlicher Sprache. Gerade für Studierende dürften auch die studienpraktischen Hinweise ‑ sprich das kommentierte Literaturverzeichnis ‑ am Ende des Buches eine Hilfe sein. Fraglich erscheint indes, inwiefern sich die von Benz vorgeschlagene Begriffsbestimmung (siehe oben) von dem in der Politikwissenschaft weithin gebräuchlichen Begriff "politisches System" unterscheidet und, wenn ja, inwiefern sie diesem überlegen ist. Inhaltsübersicht: 1. Zum Begriff des Staates: 1.1 Die Entstehung des modernen Staates; 1.2 Der Staatsbegriff im internationalen Vergleich; 1.3 Staatsbegriffe in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen; 1.4 Staatsanalyse auf der Basis eines akteurszentrierten Institutionalismus. 2. Der Staat als Institution: 2.1 Territorialstaat; 2.2 Nationalstaat: Staatsbürgernation und Staatsbürgerschaft; 2.3 Staatsfunktionen und Staatsgewalt; 2.4 Verfassungsstaat; 2.5 Demokratischer Staat; 2.6 Bürokratische Staatsorganisation; 2.7 Zusammenfassung: Die "äußere" und die "innere" Form des Staates. 3. Akteure und Interaktionsstrukturen im Staat: 3.1 Individuelle Akteure; 3.2 Kollektive Akteure; 3.3 Interaktionsstrukturen und Entscheidungsmodi, 3.4 Zusammenfassung: Die Arbeitsstrukturen des modernen Staates. 4. Staatstätigkeit: 4.1 Staatsaufgaben; 4.2 Die Mittel des Staates; 4.3 Steuerungsfähigkeit des Staates; 4.4 Zusammenfassung: Selbstbeschränkung der Staatstätigkeit. 5. Zustand und Zukunft des Staates ‑ Zur Veränderung der "Staatlichkeit": 5.1 Niedergang oder Wandel des Staates?; 5.2 Veränderungen in der Staatstätigkeit; 5.3 Veränderte Akteurs‑ und Interaktionsstrukturen; 5.4 Strukturprobleme und institutionelle Veränderungen des modernen Staates; 5.5 Europäischer Staat oder "multilevel governance"? ‑ Das Beispiel der EU; 5.6 Zusammenfassung: Mehrebenenstaat als neue Herrschaftsform. 6. Schluss: Der Sinn einer politikwissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Staat.