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Eva Barlösius / Wolfgang Ludwig-Mayerhofer (Hrsg.)

Die Armut der Gesellschaft

Opladen: Leske + Budrich 2001 (Sozialstrukturanalyse 15); 367 S.; 25,50 €; ISBN 3-8100-2856-8
Die politische Debatte über Armut in der Bundesrepublik bewegt sich zwischen Auffassungen, die eine objektive Spaltung der Gesellschaft konstatieren und solchen, die - mit Verweis auf die Entwicklung der Sozialhilfequoten im langjährigen Durchschnitt - Armut für ein normales Randphänomen halten, das nicht überdramatisiert werden dürfe. Diese diskrepanten Sichtweisen lassen sich letztlich nicht empirisch entscheiden, sie gehören vielmehr - wie die Herausgeber betonen (13) - zu dem gesellschaftlichen Feld der Kommunikation über Armut: Armut gibt es nicht als vom Beobachter unabhängiges Phänomen, sie kann nicht ohne normative Elemente definiert werden (12). Der klug komponierte Band beleuchtet dieses Feld in unterschiedlichen Perspektiven. Einerseits geht es um die Reflexionsformen, in denen Armut gesellschaftlich beobachtet wird - sei es im Rahmen einer Soziologie der Armut (so die beiden einführenden Abhandlungen der Herausgeber), sei es mit Blick auf neue Erhebungsmethoden. Andererseits werden sowohl situationsabhängige Mechanismen der Armutserzeugung - etwa im Kontext von Bildungs- oder Arbeitsprozessen behandelt - als auch unterschiedliche Arrangements mit der Armut (so genannte Coping-Strategien). Der Band geht zurück auf eine 1997 in Hamburg durchgeführte Tagung der Sektion "Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse" der deutschen Gesellschaft für Soziologie. Inhalt: I. Grundlagen einer Soziologie der Armut: Wolfgang Ludwig-Mayerhofer / Eva Barlösius: Die Armut der Gesellschaft (11-67); Eva Barlösius: Das gesellschaftliche Verhältnis der Armen - Überlegungen zu einer theoretischen Konzeption einer Soziologie der Armut (69-94). II. Armut und gesellschaftliche Basisinstitutionen: Anne Hacket / Josef Preißler / Wolfgang Ludwig-Mayerhofer: Am unteren Ende der Bildungsgesellschaft (97-130); Wolfgang Strengmann-Kuhn: Armut trotz Erwerbstätigkeit in Deutschland - Folge der "Erosion des Normalarbeitsverhältnisses"? (131-150); Berthold Vogel: Wege an den Rand der Arbeitsgesellschaft - der Verlust der Erwerbsarbeit und die Gefahr sozialer Ausgrenzung (151-168); Hans-Jürgen Andreß / Miriam Güllner: Scheidung als Armutsrisiko (169-197). III. Armut durch Diskriminierung und Stigmatisierung: Wolfgang Seifert: Migration als Armutsrisiko (201-222); Rachel Dunifon: Poverty and Policy in the United States During the 1990's (223-239). IV. Die alltäglichen Arrangements mit der Armut: Wolfgang Backert: Armutsrisiko: Überschuldung (243-261); Wolfgang Ludwig-Mayerhofer / Marion Müller / Larissa von Paulberg-Muschiol: "... das extremste Phänomen der Armut". Von der Armut, ohne Wohnung zu leben (263-291); Andreas Klocke: Armut bei Kindern und Jugendlichen - Belastungssyndrome und Bewältigungsfaktoren (293-312). Neue methodische Blicke: Petra Böhnke / Jan Delhey: Lebensstandard und Einkommensarmut. Plädoyer für eine erweiterte Armutsforschung (315-335); Jörg Blasius / Jürgen Friedrichs: "der Geschmack der Notwendigkeit". Lebensstile in benachteiligten Wohngebieten (337-361).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.64 | 2.331 | 5.2 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Eva Barlösius / Wolfgang Ludwig-Mayerhofer (Hrsg.): Die Armut der Gesellschaft Opladen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/16433-die-armut-der-gesellschaft_18874, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18874 Rezension drucken