Protest-Inszenierungen. Visuelle Kommunikation und kollektive Identitäten in Protestbewegungen
Die Massenmedien nehmen eine zentrale Stellung in der Regulation von Selbst- und Fremdwahrnehmung sozialer Bewegungen ein. Um öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen, ist für die Artikulation von Protest die Orientierung an den Medien mittlerweile zur Norm geworden. Da dies vor allem durch die bildliche Inszenierung von Widerstand und abweichender Meinung gelingt, haben "visuelle Protestcodes" in den letzten Jahrzehnten zunehmende Bedeutung für die Selbstdarstellung sozialer Bewegungen bekommen. Die Untersuchung geht daher von folgender Frage aus: Wie formieren sich kollektive Identitäten in Protestbewegungen und welchen Stellenwert nimmt hierbei visuelle Kommunikation ein? Im Anschluss an die Theorie der sozialen Identität von Henri Tajfel wird dabei kollektive Identität unterschieden nach der sozialen (Protest-)Identität der einzelnen Akteure und der kollektiven (Bewegungs-)Identität. Gezeigt wird, wie einerseits der "Habitus" als Wahrnehmungs- sowie Bewertungsstruktur und andererseits "Lebensstil" als dessen praktische Dimension die Ausbildung visueller Protestcodes regulieren. Im Anschluss an die Thesen Gerhard Schulzes und Kai-Uwe Hellmanns wird daraufhin die wachsende Bedeutung sozio-ästhetischer Kategorien für die Selbst- und Fremdwahrnehmung der neuen sozialen Bewegungen erklärt. Abschließend wird die Studenten- und Jugendbewegung Ende der 60er-Jahre als erste dieser neuen sozialen Bewegungen vorgestellt, in der Visualität und visuelle Medien die kollektive Identität der Protestierenden regulieren, sichern und erhalten.