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Stephan A. Jansen / Birger P. Priddat

Electronic Government. Neue Potentiale für einen modernen Staat

Stuttgart: Klett-Cotta 2001; 184 S.; geb., 20,- €; ISBN 3-608-94026-X
Diskussionen über Themen, welche in Beziehung zum Internet stehen, geraten oftmals schnell in Gefahr, dass ausschließlich die neuen Möglichkeiten, das technisch Machbare erörtert wird und dabei Fragen bezüglich der Anforderungen und Notwendigkeiten vernachlässigt werden. Dies betrifft insbesondere die häufig euphorisch geführten Debatten um Wahlen per Internet oder Electronic Government. Im Ergebnis steht ein überzogenes Lob des Internets als die ultimative Antwort auf Probleme wie Politikverdrossenheit und Partizipationsmüdigkeit. Die beiden Autoren begegnen im überwiegenden Teil ihrer Studie dem Problem von der anderen Seite und erörtern die Frage, welchen Anforderungen an einen modernen Staat gestellt werden und welches Aufgabenspektrum dieser erfüllen muss, um dann zu zeigen, wo und wie Electronic Government Potenzial besitzt, diesen Anforderungen und Aufgaben gerecht zu werden. Electronic Government meint dabei nicht einfach nur mehr Bürgerbeteiligung durch die verschiedenen Möglichkeiten elektronischer Demokratie oder die Umstellung auf elektronische Verwaltung. Vielmehr verstehen die Autoren darunter folgendes: "eGovernment ist mehr als nur ein neuer Modus der Verwaltungsmodernisierung: es ist der Zugang zum 'aktivierenden Staat', aber auch zu einem neuen Staatsmodell, das wir als 'effizienten Staat' einführen, der nicht als Kostensenkungsmaschine arbeitet, sondern das Wissen und die Einschätzung der Bürger viel stärker ins Spiel bringen kann. eGovernment verbindet sich mit einer neuen Dimension der demokratischen Planungsbeteiligung: eDemocracy." (25) Der erste große Abschnitt der Arbeit beinhaltet, der zentralen Fragestellung folgend, eine umfangreiche Darstellung von Staatsformen und Staatsaufgaben, ihrer historischen Entwicklung sowie aktueller Probleme und Aspekte der Modernisierung des Staates. Im zweiten Abschnitt werden die häufig diskutierten vier Trends des Electronic Governments - "prosumerism und citizen empowerment (Bürgerbefähigung), policy networks und new governance (co-opetition), procurement (Beschaffung) und federal supply chain management sowie public memory und knowledge management" (10 f.) - als Modelle analysiert und auf ihre Lösungsfähigkeit hinterfragt. Im Schlussteil erfolgt eine kritische Diskussion der folgenden sechs Thesen: "eGovernment erzwingt neue Definitionen, Relationen und Legitimationen von Staat, Politik, Administration, Parteien und Bürgern." (141) "eGovernment setzt den 'Markt für politische Kontrolle' in Gang und etabliert radikaler als bisher Wählerstimmen als wichtigste Marktwährung!" (147) "eGovernment schafft eine zweigliedrige Zukunft der politischen Akteure - Parteien vs. temporalisierte Issue Resolution Networks." (150) "eGovernment muß mit den Problemen der Lösung 'Partizipation' und den damit eingegangenen Selbstbindungen umgehen." (151) "Die Kommunen sind die Viren des virtualisierten Staates." (153), "eGovernment muß das Problem des 'digital divide' als Eintrittsbarriere in das eGovernment lösen" (154).
Stefan Göhlert (SG)
M. A., Politikwissenschaftler, Protokollchef und Bürgerbeauftragter in der Verwaltung der Stadt Jena.
Rubrizierung: 2.21 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Stefan Göhlert, Rezension zu: Stephan A. Jansen / Birger P. Priddat: Electronic Government. Stuttgart: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/15992-electronic-government_18305, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 18305 Rezension drucken