Zu den überzeugten Verfechtern einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung gehört Hartmut Elsenhans, seine Schriften zählen sicherlich zu den differenziertesten und unpolemischsten. Dies rührt unter anderem auch daher, dass Elsenhans seine Überzeugung weniger auf eine vermeintlich grundsätzliche Überlegenheit des kapitalistischen Systems gründet, sondern dieses vielmehr als das geringste Übel betrachtet. Eine solche Perspektive erlaubt ihm einen distanzierten Blick auf Entstehung, Entwicklung, Ausbreitung und Krisen des Kapitalismus – und mit „distanziert“ ist hier gemeint, dass Elsenhans stets davon überzeugt war, dass sich der Kapitalismus nie abstrakt, sondern ausschließlich in historischen Phasen unter konkreten gesellschaftlich-kulturellen Bedingungen analysieren lässt. Zum anderen geht er immer wieder auf Distanz zur europäisch-westlichen Perspektive und betrachtet die Entwicklungen gleichermaßen aus Sicht der Peripherie. Das Buch erfüllt eine doppelte Funktion. Erstens ist es eine verdichtete Zusammenfassung von Elsenhans' umfassendem Lebenswerk. Zweitens ist es als Abhandlung gedacht, die als Rahmung und Grundlegung für ein geplantes sechsbändiges Werk über Geschichte und Gegenwart des kapitalistischen Systems dienen soll. Der Autor zeigt unter anderem, dass der Prozess der Globalisierung kein neuer ist, sondern unmittelbar mit der Geschichte des Kapitalismus seit dessen Entstehung verbunden ist. Verändert haben sich vielmehr die gesellschaftlichen Formen und Bedingungen, unter denen Globalisierung heute stattfindet. Elsenhans argumentiert überzeugend, dass eine Gesellschaftstheorie ohne eine Theorie des Kapitalismus nicht möglich ist – oder zumindest immer unpräzise und in ihrer Reichweite beschränkt sein muss.