Acht Geschichten über die Integrationsgeschichte. Zur Grundlegung der Geschichte der europäischen Integration als ein episodisches historiographisches Erzählen
Diss. Graz. – Pichler, Mitarbeiter am Institut für Österreichische Rechtsgeschichte und Europäische Rechtsentwicklung, konstatiert ein Theoriedefizit der Geschichtsschreibung der europäischen Integration. Die bisherige Literatur zur Integrationsgeschichte sei zumeist deskriptiv geprägt. Theoriebildung werde eher den politik-, nicht den geschichtswissenschaftlichen Diskursen überlassen. Diesen Befund greift der Autor auf und arbeitet dem entgegen, indem er einen theoretischen Ansatz zur Historiografie der europäischen Integration entwickelt. Darin vereint er Erkenntnisse aus Integrations- und Geschichtstheorie. Die Geschichte des europäischen Zusammenwachsens wird dabei nicht als linearer Prozess betrachtet, sondern als Netzwerk und Geflecht episodischer Erzählstränge. Im ersten Schritt nimmt er eine Bestandsaufnahme der wissenschaftlichen Erforschung der Integrationsgeschichte vor und erkennt fünf zentrale Debattenstränge. Dazu zählen die Suche nach dem integrationshistorischen Gegenstand, die „Wahl des geschichtstheoretischen Paradigmas“ (28), die „Suche nach der integrationshistorischen Kontinuität“ (35), die „Bestimmung des integrationshistorischen Sinns“ (42) und die „nationale Färbung der Integrationsgeschichte“ (50). Sodann identifiziert er acht Theoriebausteine, wobei er zwischen vier integrationstheoretischen sowie vier geschichtstheoretischen differenziert. Auf dieser Grundlage bildet er eine Synthese und entwickelt seinen neuen Theorieansatz zur Integrationsgeschichte. Dieser baut auf den Prämissen des Netzwerkdenkens auf und erweitert diese für die spezifische Situation der Integrationsgeschichte. Seinem Ziel, zu einer „lebendigeren und bunteren Diskussion der Integrationsgeschichte“ (284) beizutragen, vermag der Autor nur eingeschränkt näher zu kommen – insgesamt ist das Buch so abstrakt gehalten, dass es teilweise schwierig ist, das zentrale Vorhaben des Autors herauszufiltern.