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Ludger Pries

Transnationalisierung. Theorie und Empirie grenzüberschreitender Vergesellschaftung

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010; 190 S.; 24,95 €; ISBN 978-3-531-17512-6
Es gibt inzwischen kaum mehr Veröffentlichungen, die ohne den Begriff des „Transnationalen“ auskommen. Gerade deshalb droht jedoch die Gefahr, dass sich der Begriff zu einem „Catch-all-Konzept“ entwickelt. Die Kritik am methodologischen Nationalismus dürfe, so der Autor, hingegen nicht dazu führen, sämtliche räumlichen Bezüge zu vernachlässigen und mit einem unspezifischen Verständnis des Transnationalen elegant zu umgehen. Das Nationale – bzw. allgemeiner: die „Idee von doppelt exklusiv ineinander verschachtelten Flächen- und Sozialräumen“ (147) – verschwindet nicht, weshalb Pries auch dafür plädiert, den traditionell mit dem Nationalen verknüpften Gesellschaftsbegriff nicht davon zu entkoppeln, sondern mit Blick auf grenzüberschreitende Aktivitäten auf das Analysekonzept der „Sozialräume“ auszuweichen. Sozialräume als „eigenständige, relativ dichte und dauerhafte Konfigurationen von sozialer Praxis, Symbolsystemen und Artefakten“ (157) lassen sich dahingehend differenzieren, ob ihr wesentlicher soziologischer Bezugspunkt die Mikro-, Meso- oder Makroebene ist. Darauf basierend unterscheidet Pries idealtypisch die Sozialräume der alltäglichen Lebenswelten, der Organisationen und der Institutionen. Für jeden Typ legt Pries empirisch detailliert dar, wie sich aus Sicht einer Theorie des Transnationalen das Verhältnis von Sozial- und Flächenräumen wandelt. Damit der Begriff des Transnationalen einen methodisch-analytischen Mehrwert mit sich bringt und sich zugleich von anderen Konzepten wie etwa dem der Globalisierung abgrenzen lässt, spricht sich der Autor zudem dafür aus, eine Theorie des Transnationalen auf transnationale Sozialräume zu beschränken (also soziale Praktiken, deren wesentlicher Bezugspunkt nicht mehr an einen bestimmten räumlichen Ort gebunden ist). Damit soll eine Abgrenzung von Begrifflichkeiten wie transnationale Beziehungen und Netzwerke eingeführt werden, die sich trotz quantitativer Zunahme nur unwesentlich auf die etablierten Sozialraumbezüge der beteiligten Akteure auswirken.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 4.3 | 4.42 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Ludger Pries: Transnationalisierung. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14864-transnationalisierung_39359, veröffentlicht am 04.01.2011. Buch-Nr.: 39359 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken