Der Richter am Bundesverfassungsgericht legt hier eine Reihe von Vorträgen zu verschiedenen Anlässen aus den Jahren 1999 bis 2002 vor, die um die Frage kreisen, „was aus dem Verfassungsstaat in einer immer kraftvoller werdenden weltumspannenden Wirtschaftsgesellschaft wird" (12). Im ersten Text, der auf einen Vortrag auf Einladung des Walter Eucken Instituts an der Universität Freiburg zurückgeht, bilanziert Di Fabio mit Blick auf Globalisierung und Europäisierung: „Verfassungsgebung wird weniger als Eruption des ungebändigten Volkswillens verstanden; das damit verbundene Selbstgestaltungspathos verblasst. Stattdessen wird die Verfassung wieder als nüchtern pragmatisches Grundstatut gesehen: geeignet, neue, auch supranationale Herrschaftsformen im Interesse demokratischer Kontrolle und grundrechtlicher Freiheiten zu begrenzen und so neuartige politische Organisationsformen in ihrer Entwicklungsrichtung zu lenken, ohne ihnen dadurch den Blankoscheck der Souveränität zu verleihen." (49 f.) Inhaltsübersicht: B. Der Verfassungsstaat in der Weltwirtschaftsgesellschaft; C. Verschiebung oder Auflösung von Grenzen: Zur Bedeutung von Staatsgrenzen für das sich ausweitende Europa; D. Die Europäische Grundrechtscharta - Wertekonsens in Rechtsform; E. Ist die Staatswerdung Europas unausweichlich?; F. Die Möglichkeit von Verantwortungszurechnung in offenen politischen Systemen; G. Der juristische Begriff des Politischen.