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Dominique Grisard

Gendering Terror. Eine Geschlechtergeschichte des Linksterrorismus in der Schweiz

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2011 (Politik der Geschlechterverhältnisse 44); 345 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-593-39281-3
Der Kontext von Geschlecht und Terrorismus ist bislang sowohl in der allgemeinen Terrorismus- als auch in der Geschlechterforschung noch völlig unterrepräsentiert. Grisard stellt sich diesem Desiderat und bettet den Linksterrorismus am Beispiel der Schweiz in den 70er- und 80er-Jahren in macht-, diskurs- und geschlechtertheoretische Überlegungen ein. Dabei lehnt sie sich an Foucault an und fragt nach den „in einer bestimmten Zeit ausgehandelten Bedeutungen von Terrorismus mitsamt ihren Wahrheitseffekten“ (11). Durch diese Methode gelingt ihr nicht nur die konkrete Beleuchtung der verschiedenen Facetten der Debatte über das Phänomen Terrorismus, sondern zugleich eine detaillierte Zeitstudie der Schweiz in der europäischen Ära des Linksterrorismus. Die geschlechtertheoretische Leerstelle, die Grisard aufarbeitet, ist dabei von besonderem Erkenntnisinteresse, da die Beteiligung von Frauen an terroristischen Gewalttaten in allen Gesellschaften für Unverständnis, Beunruhigung und Faszination zugleich gesorgt hat. Zentral ist für Grisard zum einen die Frage, wie symbolische, institutionelle und personale Geschlechteraspekte die Auseinandersetzung mit dem Linksterrorismus in der Schweiz prägten. Zum anderen untersucht sie die Auswirkungen im damaligen Umgang mit dem Terrorismus auf den herrschenden Geschlechterdiskurs. Die konkreteAnalyse vollzieht sie anhand von vier Terrorismusfällen, die wiederum in sieben Diskursfelder eingerahmt sind. Mit dieser mehrdimensionalen Perspektive fängt sie nicht nur Entwicklungstendenzen in der Debatte ein, sondern kann zugleich lineare oder chronologische Entwicklungen des Linksterrorismus herausfiltern. Der Anspruch der Arbeit „Terrorismus als vergeschlechtlichten Diskurs zu begreifen, der Alltagsverständnisse von Terrorismus, (Selbst-)Stilisierungen sogenannter TerroristInnen sowie strafrechtliche, politische, polizeiliche, massenmediale sowie weitere (anti-)terroristische Praxen vereint“ (276) ist vollends realisiert. Das Buch stellt einen analytischen und theoretisch anspruchsvollen Mehrgewinn für Gender- und Terrorismusforschung gleichermaßen dar.
Anja Franke-Schwenk (AF)
Dr. des., wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.5 | 2.21 | 2.25 | 2.27 Empfohlene Zitierweise: Anja Franke-Schwenk, Rezension zu: Dominique Grisard: Gendering Terror. Frankfurt a. M./New York: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14483-gendering-terror_39935, veröffentlicht am 28.07.2011. Buch-Nr.: 39935 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken