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Rudolph Bauer

Personenbezogene Soziale Dienstleistungen. Begriff, Qualität und Zukunft

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2001; 233 S.; brosch., 23,52 €; ISBN 3-531-13599-6
Moderne Gesellschaften sind nicht nur in der sektoralen Gliederung der Wirtschaftsstatistik Dienstleistungsgesellschaften, vielfach wird auch dieser Tätigkeitstyp einschließlich der ihm zugeschriebenen Mentalitäten und Einstellungen von politischen Akteuren als im besonderen Maße expansionsfähig dargestellt - man denke an die Einwerbung ausländischer Know-how-Spezialisten ("Greencard") oder an die Suche nach zusätzlichen Beschäftigungsmöglichkeiten in Gestalt personenbezogener Dienstleistungen im Niedriglohnsegment. Allerdings liegt selbst im engeren Bereich sozialer Arbeit - worauf Bauer seine Untersuchung konzentriert - kein präziser Begriff von Dienstleistung vor. Zugleich als "thematische Einführung für das Studium und die Praxis Sozialer Dienstleistungen" (18 f.) gedacht will der Autor einerseits zu einer Begriffsklärung beitragen und andererseits eine kritische Einordnung relevanter Tendenzen im Feld der sozialen Arbeit ermöglichen. Im analytischen Teil entwickelt er - vor dem Hintergrund sozialrechtlicher (20 ff.), alltagssprachlicher (49 ff.) und sozialwissenschaftlicher Verwendungen (59 ff.) - einen Definitionsvorschlag, der wesentlich auf einer Differenzierung spezifischer Handlungsebenen (Interaktion, Profession, Organisation und Institution) des Sozialwesens beruht (70 ff.). Darauf aufbauend setzt sich der Autor - an den Stichworten: Qualitätssicherung und Kundenbeziehung - mit Möglichkeiten der Modernisierung des Sozialwesens auseinander (85 ff.), behandelt am Beispiel der Migrationspolitik unterschiedliche europäische Wohlfahrtskulturen (neben Deutschland: Frankreich, Großbritannien und Niederlande - 135 ff.) und greift die Diskussion über das Verhältnis von Drittem Sektor und professioneller beziehungsweise ehrenamtlicher Arbeit auf (164 ff.). Den Abschluss der sehr anregenden Studie bildet ein kurzer Ausblick auf die durchaus widersprüchlichen Tendenzen, die sich mit der europäischen Binnenmarktintegration für die immer noch relativ stark verrechtlichte und bürokratisierte Struktur der Sozialleistungserbringung in Deutschland ergeben (194 ff.). Inhaltsübersicht: 2. Personenbezogene Soziale Dienstleistungen; 3. Dienst + Leistung = Dienstleistung? Alltagssprache und Bedeutungsgeschichte; 4. Allgemeine Dienstleistungsfunktionen: Sozialwissenschaftliche Begriffsanalysen; 5. Handlungsebenen und Begriffsdimensionen personenbezogener Sozialer Dienstleistungen; 6. Modernisierung des Sozialwesens durch innovative Dienstleistungen; 7. Das Qualitätsthema im Sozialwesen: Diskussionsstand und Diskussionsbedarf; 8. Vom Hilfeempfänger zum Kunden? Nutzer/innen und ihre Rechte; 9. Hilfetraditionen und Wohlfahrtskulturen Europas: Ein Vergleich Sozialer Dienste und Dienstleistungen; 10. Die Freien Träger Sozialer Dienste in Europa: "Dritter Sektor" oder "Dritte Sektoren"?; 11. Die Zukunft der Dienstleistungen im Sozialwesen: Tendenzen, Widerstände, Perspektiven.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.262 | 2.61 | 2.64 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Rudolph Bauer: Personenbezogene Soziale Dienstleistungen. Wiesbaden: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14117-personenbezogene-soziale-dienstleistungen_16908, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16908 Rezension drucken