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Rudolf Stichweh

Die Weltgesellschaft. Soziologische Analysen

Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2000 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1500); 275 S.; kart., 21,90 DM; ISBN 3-518-29100-9
Eine wesentliche Differenz zwischen politischer Theorie und Gesellschaftstheorie besteht in der unterschiedlichen Bedeutung, die dem Raum zugemessen wird. Der Geltungsbereich des Politischen wird für politische Theorie letztlich territorial bestimmt - als Raum einer wie immer gefassten politischen Gemeinschaft. Der soziologische Blick ist demgegenüber nicht in gleicher Weise räumlich gebunden und zumal sich die Systemtheorie - in den Worten Luhmanns - an dem Postulat orientiert, einen Gesellschaftsbegriff zu entwickeln, dessen Grenzen weder auf zeitlichen noch auf räumlichen Bestimmungen beruhen (sondern sich intern aus den Grenzen des kommunikativ Erreichbaren ergeben). In dieser Perspektive liegt die (bekanntlich gerade auch von Luhmann entschieden verfochtene) These, derzufolge "es in der Gegenwart nur noch ein einziges Gesellschaftssystem gibt" (245). Der Bielefelder Soziologe Stichweh expliziert dieses (Welt-) Gesellschaftskonzept auf sehr anregende und Luhmanns Überlegungen weiterentwickelnde Weise teils mit Blick auf einzelne Funktionssysteme (Politik 48 ff., Wissenschaft 103 ff., 130 ff.), teils an "Problemthemen" wie Migration (66 f.), Globalisierung (85 ff.) oder dem Bedeutungsverlust von Städten (184 ff.). Mit Ausnahme von "Systemtheorie der Exklusion. Zum Konflikt von Wohlfahrtsstaatlichkeit und Globalisierung der Funktionssysteme" sind alle Aufsätze schon andernorts publiziert worden; der älteste stammt aus 1993, der jüngste aus 2000. Inhalt: 1. Zur Theorie der Weltgesellschaft; 2. Differenz und Integration in der Weltgesellschaft; 3. Nation und Weltgesellschaft; 4. Migration, nationale Wohlfahrtsstaaten und die Entstehung der Weltgesellschaft; 5. Systemtheorie der Exklusion. Zum Konflikt von Wohlfahrtsstaatlichkeit und Globalisierung der Funktionssysteme; 6. Globalisierung der Wissenschaft und die Region Europa; 7. Globalisierung der Wissenschaft und die Rolle der Universität; 8. Von der "Peregrinatio Academica" zur globalen Migration von Studenten. Nationale Kultur und funktionale Differenzierung als Leitthemen; 9. Gibt es eine "Weltpolitik" der "Weltwissenschaft"?; 10. Raum, Region und Stadt in der Systemtheorie; 11. Ungleichzeitigkeit in der Weltgesellschaft. Zur Unterscheidung von Tradition und Moderne; 12. Adresse und Lokalisierung in einem globalen Kommunikationssystem; 13. Konstruktivismus und die Theorie der Weltgesellschaft; 14. Zur Genese der Weltgesellschaft - Innovationen und Mechanismen.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 4.43 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Rudolf Stichweh: Die Weltgesellschaft. Frankfurt a. M.: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13379-die-weltgesellschaft_16035, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16035 Rezension drucken