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Amartya Sen

Ökonomie für den Menschen. Wege zu Gerechtigkeit und Solidarität in der Marktwirtschaft. Aus dem Englischen von Christiana Goldmann

München/Wien: Carl Hanser Verlag 2000; 424 S.; geb., 45,- DM; ISBN 3-446-19943-8
Die parallel zum steigenden Wohlstand zunehmende Verelendung auf der Welt verursacht seit jeher heftige Kontroversen. Die einen setzen auf den freien Markt und vertrauen seinen heilenden Kräften. Die anderen warnen davor, alles dem scheinbar allmächtigen Marktmechanismus zu überlassen. Diese Entweder-Oder-Logik ist Sen, dessen Werk 1998 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde, fremd. "Entwicklung als Freiheit zu begreifen bedeutet, die Argumente der verschiedenen Seiten angemessen zu betrachten und abzuwägen." (18) Entwicklung als Freiheit zu begreifen ist die Botschaft des Buches und gleichzeitig ein Aufruf an die Öffentlichkeit, die Erfordernisse der Entwicklung zu überdenken. Wenn sie allein auf das Wachstum des Bruttosozialproduktes oder den Anstieg des persönlichen Einkommens reduziert werden, wäre dies nicht allzu weitsichtig. Das primäre Ziel von Entwicklung soll die Behebung persönlicher Unfreiheiten sein, auch wenn es "nur" um die Freiheit geht, den Hunger zu stillen. Freiheit ist überdies eine grundlegende Entwicklungsvoraussetzung. Das Buch basiert auf sechs Vorlesungen, die im Herbst 1996 und 1997 vor der Weltbank gehalten wurden. Doch es bietet keineswegs einen theoretisch-trockenen Lesestoff. Es ist sehr bewegend und gibt ein wenig mehr Hoffnung auf eine humanere und freie Zukunft, die Zukunft, in der Menschen Freiheit und Chancen haben werden, sie eigenverantwortlich zu gestalten. Inhalt: 1. Die Perspektive der Freiheit; 2. Zwecke und Mittel der Entwicklung; 3. Freiheit und die Grundlagen von Gerechtigkeit; 4. Armut als Mangel an Verwirklichungschancen; 5. Märkte, Staat und soziale Chancen; 6. Die Bedeutsamkeit der Demokratie; 7. Hungersnöte und andere Krisen; 8. Selbstbestimmung der Frauen und sozialer Wandel; 9. Bevölkerung, Ernährung und Freiheit; 10. Kultur und Menschenrechte; 11. Sozialwahl und individuelles Verhalten; 12. Die Freiheit des einzelnen als soziale Verpflichtung.
Tetyana Lutsyk (TL)
Lizentiat der Internationalen Wirtschaftsbeziehungen (lic. oec. int.), Doktorandin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Wirtschaftspolitik, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.22 | 4.3 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Tetyana Lutsyk, Rezension zu: Amartya Sen: Ökonomie für den Menschen. München/Wien: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12889-oekonomie-fuer-den-menschen_15437, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15437 Rezension drucken