Die Autorin wendet sich zwei Schlüsselakteuren in Europa zu. Die Geschichte der deutsch-russischen Beziehungen im 20. Jahrhundert wird dabei einerseits unter ausschließlich politischem Vorzeichen betrachtet; andererseits werden die Jahre 1989/90 - und die Rolle der Sowjetunion im deutsch-deutschen Einigungsprozess - stark in den Vordergrund gerückt. Ausführlich geht Stent auf die zunehmende Entfremdung zwischen der DDR-Führung und den Reformern in der Sowjetunion seit Mitte der 80er-Jahre ein und erkennt darin ein determinierendes Element für die Haltung der tonangebenden politischen Kräfte in der Sowjetunion in den Jahren 1989/90, ohne dass es diesen jedoch gelungen sei, ein kohärentes Konzept und damit eine Alternative für die Zukunft der DDR zu entwickeln. Durch die Betonung des deutsch-russischen Bilateralismus gerät die Würdigung des multilateralen Rahmens zu kurz, in den die Zusammenarbeit (z. B. im Kontext der EU-Russland Beziehungen) zwischen Deutschland und Russland in zunehmendem Maße seit den 90er-Jahren eingebettet ist. Angesichts von Stents profunder Kenntnis des Gegenstandes wirken vereinfachende Behauptungen irritierend, wie z. B. diejenige, dass die Bundesrepublik in den "ersten zwanzig Jahren ihrer Existenz ein revisionistischer Staat" (32) gewesen sei. Inhalt: Schicksalsgefährten: Die UdSSR und Deutschland 1917 bis 1970; Präludium zur Vereinigung Deutschlands: Moskau und Bonn in der Zeit der Entspannung; Neue Denkansätze zur deutschen Frage: Gorbatschow und die beiden deutschen Staaten 1985 bis 1988; "Wir sind ein Volk": Deutschland vereinigt sich; Das geeinte Deutschland und die NATO: Der Kreml entscheidet; Vollendung der Einheit: Russland und Deutschland am Ausgang des Jahrhunderts; Nationale Identität und Außenpolitik nach dem Kommunismus; Russland und Deutschland im neuen Europa; Russland und Deutschland im 21. Jahrhundert.