Diss. Münster. - Die Autorin verknüpft die Problematik der "Politikverdrossenheit" mit dem Aspekt der politischen Partizipation und analysiert diese auf kommunaler Ebene. Dabei dient ihr die Reform der Kommunalverfassung von Nordrhein-Westfalen im Jahre 1994 als zentraler Untersuchungsgegenstand, da diese durch die Einführung zahlreicher plebiszitärer Elemente der "Politikverdrossenheit" entgegenwirken sollte. Auf der Grundlage einer schriftlichen Befragung von Verwaltung und Politik der kreisfreien Stadt Bielefeld und des Kreises Gütersloh wird die Umsetzungspraxis hinsichtlich der gemeinderechtlichen Beteiligungsformen analysiert. Im Ergebnis zeigt sich, daß "die neue Gemeindeordnung nicht in der Lage [ist,] das Phänomen Politikverdruß zu verringern oder ihn gar einzudämmen" (203). Insbesondere läßt sich "durch alle Parteien hindurch und vor allem auf allen Ebenen der Kommunen" (206) ein starkes Festhalten an alten Politikmustern erkennen, das neue Beteiligungsformen hemmt bzw. gar nicht erst zuläßt. Überzeugend legt die Autorin dar, daß keinesfalls von Politikverdrossenheit die Rede sein könne, sondern von Parteien- und Politikerverdrossenheit. Nicht die Bürger sind politikmüde - die Politik ist bürgermüde (11). Die Arbeit leistet mit ihren nachdenkenswerten Ergebnissen einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte um Bürgerbeteiligung und Verwaltungsreform in Kommunen.